Bei der ganz großen Ego-Show von R-'n'-B-Star Usher ging es am Sonnabend in der O2 World nur um eines: ihn selbst

Hamburg. Dass Popstars Egozentriker, in einigen Fällen auch lupenreine Egomanen sind, ist keine bahnbrechende Erkenntnis. Um aber jemanden zu finden, der noch selbstverliebter ist als Usher Raymond IV, kurz Usher, müsste man schon lange suchen. Er spielt kein Konzert, er zelebriert eine Messe, bei der er Priester, Prophet und Messias in Personalunion ist. Und sie lieben ihn dafür, die Mädchen und die Jungen, die Frauen und die Männer. Als er auf die Bühne tritt, umbrandet ihn frenetischer Jubel aus knapp 12 000 Kehlen. Die O2 World ist fast ausverkauft und Usher badet in der ihm entgegengebrachten Zuneigung.

Er wird sich an diesem Abend in sieben verschiedene Outfits zwängen, nur um sie gleich wieder auszuziehen, damit die Menge einen bewundernden Blick auf seinen muskulösen Oberkörper werfen kann. Er wird sich in eindeutige Posen werfen, seinen Mikrofonständer, seine Tänzerinnen und ein willkürlich aus dem Publikum gegriffenes junges Mädchen, das er zu den Klängen von "Crazy" fünf Minuten lang umgarnt, mit kreisenden Hüften und angestrengt laszivem Mienenspiel zwangsbeglücken.

Er wird sich wieder und wieder in Szene setzen, ein goldenes Mikrofon in Form einer Pistole schwenken und Michael Jackson Tribut zollen, indem er sich glitzernde Schuhe bereitstellen lässt, in sie schlüpft und dem King Of Pop tanzend nacheifert. Natürlich nur, um auch dafür gefeiert zu werden. Er wird von "Bad Girls" singen und "There Goes My Baby" intonieren. Und er wird über knapp zwei Stunden hinweg immer und immer wieder den gleichen Satz sagen, wenn auch in anderen Worten: "Ich bin Gottes Geschenk an die Frauen, seid gefälligst dankbar."

Seine "Jünger" haben ihn und sein mehr als gestriges Geschlechterbild wie eine neue Offenbarung gefeiert. Sie haben sich freudig von einem Ego in Arenen-Größe einhüllen lassen.