“Lola Blau“ wurde jahrelang nicht in Hamburg gespielt, nun feierte es Premiere im kleinen Engelsaal

Hamburg. "Heute Abend Lola Blau" heißt das Ein-Frau-Stück von Georg Kreisler, das der größte Erfolg des genialen Satirikers wurde. Die Songs des Altmeisters und die pointierten Dialoge begeisterten auch im Engelsaal am Valentinskamp das Premierenpublikum; das Stück stand jahrelang nicht mehr auf einem Hamburger Spielplan.

Kreisler lässt die junge jüdische Schauspielerin und Sängerin Lola Blau in etwa das Schicksal durchleben, das er selbst durchlitt: den Naziterror 1938 in Österreich, die schockartige Entwurzelung durch die Flucht, die totale Verunsicherung bis in privateste Bereiche hinein, das Fremdsein und der Erfolg im amerikanischen Exil, Heimkehr und Erkenntnis: Es hat sich seit 1938 in den Köpfen der Leute nicht viel verändert.

Während der Gesangs- und Textpart (auch die wechselnden Sprechrollen, denen Hans B. Goetzfried Gesicht und Charakter verleiht) mit nur winzigen Kürzungen auf die Bühne kommt, hat Regisseurin Ingrit Dohse sich von den detaillierten Regieanweisungen Kreislers in vielen Punkten verabschiedet. Der will durch Projektionen und akustische Einspielungen den Hitlerterror und andere Zeitbezüge viel bedrohlicher erlebbar machen. Im Engelsaal wird seine "Lola Blau" nicht völlig enthistorisiert, aber doch weitgehend auf das menschliche Drama und die Kreisler-Songs reduziert.

Dass es dennoch ein großartiger, ein hinreißender Abend ist, liegt daran, wie Yvonne Disqué als Lola Blau - unterstützt von Herbert Kauschka am Klavier - diese Gefühlsachterbahn, diesen Riesenberg vertracktester Textzeilen absolviert; sie kostet alle Facetten der Paraderolle aus: Übermut und Melancholie, Verzweiflung, Wut und Resignation. Man glaubt ihr jede feinste Regung. Und das macht diese 30. Produktion des tapferen Engelsaal-Teams zu einem Geheimtipp auch für diejenigen, die noch nie in diesem kleinen Operettentempel waren.

Nächste Vorstellungen: 12.3. (15 Uhr) und 25.3. (19.30 Uhr)