“Collapse Into Now“ ist da, das neue R.E.M.-Album. Erfreulich vielseitig, mit angezogenem Tempo und langsameren Beats - und gleich drei Singles.

Hamburg. Dreckige Gitarrenakkorde eröffnen das neue Album von R.E.M., der Song heißt "Discoverer". Wenn man nach 30 Jahren Bandkarriere noch etwas entdecken kann, ist das nicht schlecht. Michael Stipe, Mike Mills und Peter Buck haben im vergangenen Jahr Berlin entdeckt, ihr 15. Album "Collapse Into Now" wurde unter anderem in den Hansa-Studios eingespielt. Es ist ganz gut geworden.

Warum es allerdings besser sein soll als das Großwerk "Automatic For The People", erschließt sich auch nach wiederholtem Hören der neuen Songs nicht. Das Trio hat ja genau das behauptet, denn ein so gutes Album wie "Collapse" will es seit 20 Jahren nicht gemacht haben. Wortgeklingel. Trotzdem ist die CD eine erfreuliche Angelegenheit. Sie zeigt das Trio vielseitig, mit angezogenem Tempo und im langsameren Balladen-Beat. Interessanterweise interessieren sich Stipe und Co. nach eigener Aussage (in der aktuellen Ausgabe des "Rolling Stone") überhaupt nicht für Singles. Weshalb sich die Plattenfirma die Freiheit nahm, in drei verschiedenen Länder drei verschiedene Singles zu veröffentlichen: das rau rockende "Mine Smell Like Honey" in Amerika, das folkpoppige "Oh My Heart" in Deutschland und das euphorisch verhangene "Überlin" in Großbritannien.

"Überlin" trägt seinen Entstehungsort im Namen und erinnert in seiner Instrumentierung mit Akustikgitarren an die Blütezeit R.E.M.s. Mit einem zeitlosen Sujet: Es geht um einen Mann, der neu in eine Stadt kommt und bei null anfängt. Das ist immer so, in Berlin wie anderswo. Apropos: Die Sängerin Peaches hängt sehr gerne in der deutschen Hauptstadt ab, und auch Eddie Vedder kommt mit Pearl Jam gerne mal vorbei. Die Musiker besuchten R.E.M. in den Hansa-Studios und sangen bei manchen Songs im Hintergrundchor. Mit Hingabe. Schließlich sind R.E.M. eine Legende.

R.E.M.: Collapse Into Now: Warner Music