Der Streit um das Honorar von Monica Lierhaus als Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie “Ein Platz an der Sonne“ überschattet ihre Rückkehr.

Hamburg. Die wichtigste Person fehlte. Als die ARD-Fernsehlotterie gestern ihre neue Botschafterin samt des dazugehörigen Werbekonzepts vorstellte, war Monica Lierhaus nicht anwesend. Ein lang angelegter Therapieplan, so erklärte es Lotterie-Geschäftsführer Christian Kipper, mache es ihr unmöglich, an dem Termin teilzunehmen. Lediglich ein Video von der 40-Jährigen, die nach ihrer schweren Erkrankung Anfang Februar bei der "Goldenen Kamera" ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte, wurde vorgeführt. Es zeigt die ehemalige "Sportschau"-Moderatorin unter anderem beim Plausch mit Jogger Johannes B. Kerner an der Hamburger Alster oder beim Fotoshooting für die Fernsehlotterie. ",Ein Platz an der Sonne' ist meine neue Lebensaufgabe", sagt die Moderatorin in dem Promotion-Video.

Vor der Presse musste sich Kipper für das Honorar seiner neuen Botschafterin rechtfertigen. 450 000 Euro soll sie laut eines "Spiegel"-Berichts im Jahr erhalten. Der Lotteriechef wollte das nicht kommentieren. Wegen des Lierhaus-Salärs wurden mehr Lose als sonst gekündigt - das zumindest bestätigte Kipper. "Überschaubar" sei die Kündigungszahl, aber: "Wir spüren die Empörung in der Öffentlichkeit." Konkreter mochte er nicht werden.

Transparenz scheint nicht zu den Stärken der ARD-Fernsehlotterie zu gehören - weder nach außen noch nach innen. In ARD-Kreisen erzählt man sich, die Intendanten hätten erst aus dem "Spiegel" von der Höhe des Lierhaus-Honorars erfahren, obwohl der stellvertretende NDR-Vizechef Arno Beyer im Aufsichtsrat der Lotterie sitzt. Das Gremium musste das Salär der Moderatorin absegnen. Bereits im Juni 2010 hatte es die Lotterie versäumt, mit der ARD abzuklären, ob die Spieler des FC St. Pauli, dessen Trikotsponsor sie seit Saisonbeginn ist, die ARD-Eins auf der Brust tragen dürfen. Sie dürfen es nicht, und so laufen die Kiezkicker nur mit dem Lotterie-Slogan "Ein Platz an der Sonne" auf ihren Leibchen auf. Aber auch dafür bekommen sie knapp 3,5 Millionen Euro im Jahr.

Der ARD ist es wichtig zu betonen, dass es sich dabei - ebenso wie bei dem Honorar für Lierhaus - nicht um Gebührengelder handelt. Die ARD-Fernsehlotterie ist ein gemeinnütziges privatwirtschaftliches Unternehmen, das sich vor allem aus Losverkäufen finanziert. Sie gehört der Stiftung Deutsches Hilfswerk, die der NDR 1967 federführend für die ARD-Anstalten sowie die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände gründete.

Die Diskussion um das Lierhaus-Honorar kommt für die Lotterie zur Unzeit. Im hart umkämpften Glücksspielmarkt hat sie einen schweren Stand. "Wir unterliegen massiven Werbeeinschränkungen", klagte Geschäftsführer Kipper. Es gibt kein festes Vertriebsnetz. Und im Internet darf die Lotterie ihre Lose auch nicht verkaufen. Unbeworben liegen sie beispielsweise in Banken aus. Auch die Überalterung der Loskäufer ist ein Problem. "Soziallotterie ist kein Selbstgänger", sagte Kipper. Deshalb sei ein prominentes Gesicht wichtig, das die Lotterie bekannter macht. In der Vergangenheit gab es immer wieder Botschafter wie etwa Peter Ustinov, die ehrenamtlich für die Lotterie warben. Diese Zeiten sind laut Kipper aber vorbei. Lierhaus' Tätigkeit werde "so umfangreich sein, dass sie ein Honorar verdient".

Der Lotterie-Chef hatte die Moderatorin bereits 2010 gefragt, ob sie für ein Engagement bereitstünde. "Sie ist authentisch und hat aufgrund ihrer persönlichen Geschichte in den vergangenen zwei Jahren eine besondere Glaubwürdigkeit, wenn es um den Einsatz für den guten Zweck geht", sagte er. Kipper zitierte eine Untersuchung des "Stern", nach der sich 63 Prozent der Befragten auf Lierhaus' Rückkehr freuen.

Die Kampagne mit dem Motto "Ich weiß, wie wichtig Hilfe ist" startet kommenden Dienstag. Es wird Beilagen der Lotterie in Tageszeitungen und Publikumszeitschriften geben. Zu den überschaubaren Aufgaben der Nachfolgerin von Frank Elstner gehören Scheckübergaben, Einweihungen sowie die Besuche geförderter Einrichtungen.

Außerdem wird sie für soziale Kampagnen, TV- und Hörfunkspots bereitstehen und die 50 TV-Sendungen zur Ziehung der Wochengewinner moderieren. Die Zusammenarbeit mit Lierhaus soll "Schritt für Schritt" ausgebaut werden. Wann aber Monica Lierhaus die ersten öffentlichen Termine wahrnehmen kann, steht noch nicht fest.