Kampnagel. Die Arbeiten der französischen Regisseurin Gisèle Vienne sind ein sanfter, aber unnachgiebiger Anschlag auf die Sinne. Am Anfang ist überall Nebel, dann schält sich das Bild eines (echten) Waldes aus der Dunkelheit, ein Orkan aus verzerrten Gitarren geht nieder. Ein Mann säubert den Waldboden. Er trifft auf eine Athletin. Es fallen nicht viele (englische) Worte, dafür wird getanzt.

Noch ist unklar, ob man ein Naturidyll oder einen Horrorfilm vor sich hat. Sicher ist: Die Kulisse eines Heimatfilms ist es nicht. Nebel, Wald und auch die auftauchenden Tiere fühlen sich nicht nur verdammt echt an, sie sind es auch. Viennes aktuelle Produktion "This Is How You Will Disappear" hat bereits die Festivalbesucher unter anderem in Graz und Avignon überzeugt. An diesem Freitag und am Sonnabend ist das von Kampnagel koproduzierte Werk an der Jarrestraße zu sehen.

Die Regisseurin arbeitet an der Schnittstelle von Bildender Kunst, Performance und Tanz. Szenerie und verrätselte Handlung kreieren eine Atmosphäre des Schaurigen. Die rauen Riffs, die die Musiker Peter Rehberg und Stephen O'Malley beisteuern, Letzterer bekannt als Gitarrist der Metalband "Sunn o)))", produzieren weitere Gänsehaut. Und plötzlich geht es in dem Stück auch noch um einen Mord.

Gisèle Vienne, geboren 1976 in Charleville-Mézières, lebt und arbeitet heute in Grenoble und Paris. Sie studierte Philosophie und Puppenspiel. Bis heute lässt sie sich in ihren Choreografien von Puppen inspirieren. Seit Jahren arbeitet sie mit dem Autor Dennis Cooper zusammen. Auf Basis seiner Texte entwickelt sie düstere Tableaus, in denen sich Körper, Bilder, Musik und Text zu einem Gesamtkunstwerk über Naturmystik und die Geheimnisse des Lebens fügen.

Gisèle Vienne, Stephen O'Malley, Peter Rehberg: This Is How You Will Disappear: Fr 4.3./Sa 5.3., jew. 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20-24, Karten 22,-/erm. 8,- unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de