Der Songwriter Moritz Krämer hat mit “Wir können nix dafür“ ein tolles Debüt hingelegt

Er sieht gut aus, er hat eine schöne Stimme: Moritz Krämer scheint für Magazine wie "Neon" gemacht. Aber da ist etwas, das nicht passt. Das mäandert. Das fragt und zweifelt. Der 30-Jährige singt seine eigenen Songs, und er singt sie manchmal, als hätte er gerade etwas anderes im Kopf, das ihn ablenkt. Er dehnt Konsonanten oder kaut auf Vokalen herum, und manchmal bricht seine Stimme dabei. Oftmals denkt man, er würde nuscheln, dabei ist es nur lapidar.

Moritz Krämer hat etwas zu sagen auf seinem Debütalbum "Wir können nix dafür", aber er singt es ins Unreine - damit Platz bleibt: "Zwischen uns ist immer etwas Luft, die dehnt sich aus, und die platzt, wenn sie dann muss", ist eine seiner Zeilen, die er zur Gitarre singt, zu Bass und Schlagzeug. Er singt über Schuld, über Anfänge, die vorbei sind, über Äußerliches ("Ich kann die Muskeln sehen in ihrem Gesicht, wenn es sie juckt, und es juckt sie nicht"), über seine Beerdigung und die Leute, die nicht gekommen sind ("In der Hölle sollt ihr schmoren, verdammt wo seid ihr?"), er singt über einen Spatz, der wie seine Freunde den Süden sehen will und sich vom Baum stürzt, als alle weg sind. Oft weiß man nicht, ob das, wovon er singt, auch das ist, um das es geht. Krämer singt Zustände herbei, er sucht und findet viel im Nebenzimmer des Sinns.

So viele Wörter, um zu beschreiben, wie klasse dieses Debüt ist. Moritz Krämer hätte weniger gebraucht.

Moritz Krämer: Wir können nix dafür: Tapete