Hamburg. Der Begriff "Kolloquium" riecht nach trockener Gelehrsamkeit - aber davon waren Bariton Thomas Hampson und Kulturwissenschaftler Jens Malte Fischer bei ihrem Mahler-Kolloquium glücklicherweise weit entfernt. Da saßen einfach zwei Freunde auf zwei roten Sofas im Rolf-Liebermann-Studio und plauderten zwei Stunden lang kenntnisreich, eloquent und unterhaltsam über ihren Lieblingskomponisten. Unterstützt durch einige Klangbeispiele, blickten sie Gustav Mahler in die Lieder und erkundeten dabei seine wichtigsten Wesenszüge: Den ironischen Humor, eine große Naturliebe, sein Gespür für tragische Grenzsituationen und die philosophisch-poetische Tiefe, die aus vielen Werken spricht - etwa dann, wenn er die sinnlose Aggression des Krieges mit Trommeln entlarvt oder die Nachtigall zum Boten des Jenseits macht. Ein ebenso kurzweiliger wie anregender Abend.