Als Komponist in “Mahler - Der Teufel tanzt mit mir“ brilliert Markus Boysen an den Kammerspielen

Hamburg. Ein Tag, ein ganzes Leben. Die Muse des Komponisten Gustav Mahler weckt den über Noten am Schreibtisch eingeschlafenen Musikkünstler mit dessen Lied "Frühlingsmorgen". Bis zur Todesstunde um Mitternacht zeichnen die Mezzosopranistin Feline Knabe und der Schauspieler Markus Boysen Stationen auf Mahlers Lebensweg nach.

Atemberaubend lebt sich Boysen in den kauzigen Schmerzensmann ein, der sein Leiden an der Liebe und an der Welt in den rauschhaften Tonsätzen seiner Sinfonien bannt, die Mathias C. Kosel am Flügel zitiert.

Die sinfonischen Lieder ("Aus des Knaben Wunderhorn", "Kindertotenlieder", "Lieder eines fahrenden Gesellen") mit Klavierstimme zu hören, erfordert von der Sängerin eine andere Modulation und Phrasierung, lässt Aussage und Klang durchsichtiger wirken. Sie ist auch Partnerin für Boysen in der szenischen Einrichtung von Nora Schumacher. Zu "Verlorne Müh" zeigen sie den Konflikt zwischen Alma Mahler und ihrem Mann, der völlige Unterordnung verlangt. "Ich will ein Eheweib und keinen Kollegen." Text und Musik, Liedvortrag und Schauspiel sind raffiniert und schlüssig verflochten, ergeben das Bildnis eines völlig in seiner Arbeit aufgehenden Mannes, der sich als Jude und Österreicher nirgends heimisch fühlt. Umso heftiger und bedingungsloser klammert er sich an die Liebe. Boysen zeigt in Wienerischer Sprechmelodie und Komik den Eigenbrötler aus Böhmen.

Vergleicht man Mahlers musikalisch-sprachliche Kunst, Gedanken und Gefühle in seinen Briefen auszudrücken, mit heutigem Chat-Gestammel, dann braucht man den Untergang des Abendlandes nicht mehr zu bejammern, es ist längst spurlos im World Wide Web verschwunden. Der Abend macht auch schmerzlich bewusst, dass ein Schauspielkünstler vom Format Markus Boysens nicht öfter auf Hamburgs Bühnen zu erleben ist.

Mahler - Der Teufel tanzt mit mir: 8./ 9.3, 20 Uhr, 20.3., 19 Uhr, Kammerspiele, Karten T. 0800/41 33 440; www.hamburger-kammerspiele.de