Das Devin Townsend Project dekonstruiert am 9. März im Gruenspan den Pop in seine Einzelteile - und erschafft ein famoses Metal-Universum.

Wie hoch ist der Preis, den ein großes Talent für seine Kunst zu entrichten hat? Und dürfen wir dankbar sein, wenn der Preis gezahlt wird? Der kanadische Sänger, Songschreiber und Multiinstrumentalist Devin Townsend, 38, jedenfalls hat mehr als genug entrichtet.

Der Mann ist, schlicht und einfach gesagt, ein Genie. Seit Langem manisch-depressiv veranlagt, lebt er alle hellen und dunklen Seiten seines Lebens, seiner Seele und seiner Süchte musikalisch aus. Seine vielseitige Stimme, die vom Falsett bis zum Death-Metal-Gegrunze die komplette Bandbreite anbietet, stellte Townsend bereits 1993 in den Dienst von Saitenhexer Steve Vai, aber nach wenigen Monaten stießen sich die schwierigen Persönlichkeiten auch schon wieder ab.

Statt anschließend Sänger bei Judas Priest zu werden, entwarf der Synästhetiker, der die Welt in Farben sieht, ein schwarzes Universum des Schmerzes. Der berechnenden Wut. Strapping Young Lad. Mit dieser Band stieß Townsend von 1995 an auf fünf Alben in neue Metal-Dimensionen vor.

Ultrapräzise Überschall-Riffgewitter, pointierte Wendungen und düstere Lyrics waren das Härteste an Musik, was noch mit Virtuosität beschrieben werden konnte. Als Beispiel dient der Song "Aftermath" vom 2003er-Album "Strapping Young Lad": Nach einer Minute wüstesten Geprügels folgt ein messerscharfes, eiskaltes Gitarren-Skalpell, über das Townsend Gesang in seiner sakralsten Form legt. Ein beeindruckendes Stück brutaler technischer Raffinesse. In völligem Kontrast zu dieser Band veröffentlichte der "Verrückte Professor" zehn Solo-Alben, die sein schillerndes Innenleben von jeder Seite ausleuchteten, allen voran das sphärische, bombastische und tiefgründige "Ocean Machine: Biomech" (1997).

Sein jüngster Streich ist das Devin Townsend Project: Zusammen mit der fabelhaften Sängerin Anneke van Giersbergen (Ex-The Gathering) dekonstruiert er auf dem aktuellen Album "Addicted" (2009) den Pop an sich und ordnet seine Teile auf 250 Tonspuren neu in ein Metal-Musical, für das es keine Worte gibt, um seine beängstigende Schönheit und Reinheit zu beschreiben. Genial, dieser Wahnsinn.

Devin Townsend Project Mi 9.3., 19.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten ab 22,- im Vvk.; www.hevydevy.com