Der atemlose Thriller “Unknown Identity“ mit Liam Neeson, Diane Kruger und Bruno Ganz begeistert - auch das Publikum auf der Berlinale.

"Zu kommerziell und viel zu banal", schimpften die Filmkritiker und waren not amused, dass dieser Hollywood-Actionthriller auf der Berlinale lief. Dem Premierenpublikum aber gefiel die Tour de Force durch die Hauptstadt umso besser: Einmal mit der Kamera um die Siegessäule herum, die Oberbaumbrücke entlang, eine Fahrt die Straße des 17. Juni hinunter, raus an der U-Bahn Bülowstraße und rein ins Grandhotel Adlon, das schließlich sogar in die Luft fliegt. Dazu schönster ost-charmierender Plattenbau und mit Graffiti besprühtes Berlin Mitte. Durch dieses Szenario jagt Liam Neeson als Biotech-Experte Dr. Martin Harris, der bei einem Autounfall ins Koma fällt und nach dem Aufwachen feststellt, dass seine Frau (January Jones) ihn nicht mehr erkennt, ein anderer Mann (Aidan Quinn) nun sein Leben lebt und ein Killer sich an seine Fersen hängt.

Der Regisseur jongliert wunderbar frech mit der jüngeren deutschen Geschichte

In schönster Atemlosigkeit, die zahlreiche Haken schlägt, ist "Unknown Identity" nicht nur einer Verschwörung, sondern auch "Bourne Identity" auf der Spur - in der Suche nach dem eigenen Ich, in der rasanten Action und einer angerauten Frauenfigur. Als illegale Immigrantin, die in einer schäbigen Mansarde lebt, stellt Regisseur Jaume Collet-Serra Liam Neeson die "Inglourious Basterds"-Blondine Diane Krüger zur Seite. Selbst in nervöser Deckung, schleust sie ihn durch das verschneite Berlin und durch einen Plot, in dem jeder jeden ausspioniert.

Der trockenste Held dabei ist Ernst Jürgen (Bruno Ganz), Ex-Stasi-Major und immer noch mächtig stolz darauf. Umgeben von DDR-Devotionalien lässt Collet-Serra ihn auf die Verdienste der Stasi anstoßen, sich an dem Gesöff gehörig verschlucken und dann in Kontakt mit einstigen Kumpanen treten, die bis heute auf wichtigen Posten sitzen. "Wir Deutschen sind gut im Vergessen", raunt Bruno Ganz, und man wundert sich, woher ein junger spanischer Regisseur das Können nimmt, so wunderbar frech mit der deutschen Geschichte zu jonglieren.

++++- Unknown Identity USA/GB/Dtl. 2011, 111 Min., ab 12 Jahren, R: Jaume Collet-Serra, D: Liam Neeson, Diane Kruger, Aidan Quinn; täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, UCI Mundsburg, Othmarschen-Park, Smart-City; www.unknownidentity.de