“Rango“ wäre gerne ein Held - er sieht aber nicht so aus. Ein großer Animationsspaß voller witziger Filmzitate und amüsanter Anspielungen.

Chamäleons haben's auch nicht leicht. Klein, kurze Beine, hässlicher Kopf, schielende Augen und - wenn es das Schicksal gar nicht gut meint - in ein Terrarium eingesperrt, wo erfahrungsgemäß nicht viel los ist. Rango jedenfalls ist deprimiert. Er ist weder cool noch selbstbewusst, von Eleganz und Cleverness ganz zu schweigen.

Doch im Leben ändert sich nur etwas, wenn man Zufälle zulässt. Und so findet sich das hibbelige Chamäleon nach einem Purzelbaum aus einem fahrenden Auto und einigen kuriosen Begegnungen in einem Wüstenkaff namens Dirt wieder, zu Deutsch: Dreck. Die Behauptung, sieben Banditen mit einer Kugel erschossen zu haben, verhilft Rango urplötzlich zum Sheriffstern. Rangos größtes Problem: In Dirt ist das Wasser knapp, und wer Roman Polanskis "Chinatown" kennt, weiß, dass auch hier irgendein hohes Tier seine geldgierigen Klauen im Spiel hat. Doch der neue Sheriff braucht, wie weiland Gary Cooper in "12 Uhr mittags", tapfere Helfer. Denn einer allein kommt gegen den gedungenen Revolverhelden namens Klapperschlangen-Jake nicht an.

Westernliebhaber werden natürlich noch andere Bezüge entdecken, von "Ringo" über "Django", von Sergio Corbucci bis Terence Hill, von den Einzelgänger-Western Budd Boettichers bis zu den Persiflagen à la "Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe". Regisseur Gore Verbinski, sonst auf dem Wasser zu Hause ("Fluch der Karibik"), wühlt sich durch den Grabbeltisch der Western- und Italowesterngeschichte und rafft an sich, was er brauchen kann. Aber man muss nicht alle Anspielungen erkennen, um "Rango" vergnüglich zu finden.

Das Besondere hier: Dirts Bevölkerung besteht aus allerlei Tierarten unterschiedlicher Couleur. Aufrecht gehende Kröten, Echsen und Schlangen, dazu Hühner, Füchse, Eulen und Mäuse, die reden und handeln wie Menschen, angetan mit Pistolen und Petticoats, ohne ihre tierischen Eigenschaften (genauer: jene, die ihnen symbolhaft zugeschrieben werden) zu verlieren. Das führt zu einigen wunderschönen Sidekicks: das Ratten-Girl Priscilla zum Beispiel, oder die von Martin Semmelrogge gesprochene Echse Waffles, ein wahrer Grünschnabel, nicht zu vergessen die mexikanische Eulen-Band, die wie ein griechischer Chor das Geschehen kommentiert.

Klingt durchgeknallt? Ist es auch! "Rango" beginnt im anarchischen, skurrilen Stil eines Tex-Avery-Cartoons, um gegen Ende des Films mit allerlei Schnickschnack, zum Beispiel dem unterirdischen Röhrensystem und einer riesigen Wasser-Explosion, ein wenig das Maß zu verlieren. Doch bis dahin hat man sich köstlich unterhalten.

++++- Rango USA 2010, 107 Min., ab 6 J., R: Gore Verbinski, täglich in allen Cinemaxx-Kinos, im Hansa-Studio, in allen UCIs; www.rangomovie.com/intl/de