Wanda Jackson ging noch mit Elvis auf Tour. Nun hat Jack White der 73-Jährigen eine Platte mit Stücken von Dylan bis Elvis wie auf den Leib arrangiert.

"Let's Have A Party": Diesen rumpelnden Klassiker des Rock 'n' Roll haben gewiss viele im Ohr. Seine besondere Kratzbürstigkeit erhält der Song aus dem Jahr 1958 durch den Gesang von Wanda Jackson. Mehr als ein halbes Jahrhundert später ist die Stimme der Rockabilly-Königin zu grandioser Reibeisen-Qualität gereift.

Jack White, Mastermind der jüngst aufgelösten Indie-Formation The White Stripes und Schlagzeuger der Rocksupergroup The Dead Weather, hat Jacksons Potenzial erkannt und die heute 73-Jährige in sein Studio in Nashville geladen. Stücke von Dylan bis Elvis hat der Mittdreißiger ihr auf den Leib arrangiert. Das Album, das in dieser Kooperation entstanden ist, heißt konsequenterweise "The Party Ain't Over". Und es zeigt, dass der Rock als Lebensphilosophie längst nicht nur der Jugend vorbehalten ist.

Jacksons Version von "Shakin' All Over", erstmals 1960 veröffentlicht, eröffnet die Platte. Die Nummer würde sich in einem grenzgängerischen Quentin-Tarantino-Film ebenso zu Hause fühlen wie in einer Kiez-Kneipe, in der der Schnaps langsam ins Tresenholz sickert. Lässig kratzt das Timbre der Chanteuse mit dem apart toupierten Haar über den Sound der Blues-Gitarre.

Die Nummer "Rip It Up" hingegen lässt in all seiner Euphorie an fliegende Petticoats denken. Allerdings nicht in der bieder-braven Schlager-Variante, sondern in der Tradition schummriger Kellerlokale. Der Calypso-Klassiker "Rum And Coca Cola" wiederum, 1945 ein Hit der Andrews Sisters, transportiert den Charme eines sommerlich vertrödelten Tages, der an der Strandbar ausklingt. Wie alt und jung Schwestern im Gesang und wohl auch im Geiste sein können, beweist Jacksons angenehm dreckige Interpretation von Amy Winehouse' "You Know I'm No Good".

Bereits 2004 hat Jack White bei seiner Platte mit Country-Legende Loretta Lynn ein feines Händchen für eine Grande Dame der Musikbranche bewiesen. Wie er nun Jacksons einzigartige Stimme von Gospel bis Country inszeniert hat, ist erneut famos.

Wanda Jackson: The Party Ain't Over (Warner)