“Germany's Next Topmodel“? Unfug. Wer wirkliche Models sehen möchte, schaut in dieser Woche bei der “Fashion Week“ auf Arte rein.

Was hat "Germany's Next Topmodel" mit Mode zu tun? Nichts. Dass bei Heidi Klum keine Models gesucht werden, ist kein Geheimnis. Ihre Mission in der heute Abend startenden sechsten Staffel ist eine andere: den Sinkflug bei den Zuschauerzahlen zu stoppen.

Wer die echten Topmodels von heute sehen möchte, ist beim TV-Sender Arte besser bedient. Anlässlich der Prêt-a-Porter-Schauen in Paris zeigt der Sender noch bis Sonntag eine Reihe von Filmen und Dokumentationen rund um das Thema Mode. Präsentiert wird sie von Karl Lagerfeld. Heidi Klum kommt darin nicht vor, denn wie Lagerfeld selbst so schön sagte, kennt sie in Paris sowieso keiner.

Lindsay Wixson, Vlada Roslyakova oder Karlie Kloss hingegen kennt man in der französischen Hauptstadt gut. Die drei gehören zu den bestgebuchten Models der Welt. Ihr Gesicht ziert Kampagnen von Chanel bis Versace, und sie laufen auf den internationalen Modewochen. Sie sind echte Models: wandelbar, austauschbar und doch ausdrucksstark genug, um als Gesicht für ein renommiertes Modehaus zu stehen.

Wer sich eine Folge der wunderbaren Doku-Reihe "Vor der Show" von Loic Prigent anschaut, dem wird die Lächerlichkeit der Klumschen Vorführung den Atem rauben. Der französische Dokumentarfilmer begleitete Designgrößen wie Donatella Versace, aber auch junge Talente wie das New Yorker Duo Lazaro Hernandez und Jack McCollough während der letzten 48 Stunden vor ihren Defilees. Dabei fängt er den Zauber der Modewelt ohne Kitsch ein. Stattdessen zeigt er die akribische Arbeit, die für 15 Minuten Magie auf dem Laufsteg nötig sind. Die eigentlichen Stars der Dokumentationen sind die Schneiderinnen, Näherinnen und Kürschner, die eine Nachtschicht nach der anderen schieben, um die Visionen der Designer umzusetzen.

Die Models spielen in diesem Prozess eher eine Nebenrolle. Sie fügen sich in ein großes Ganzes ein - denn anders als Klums Show suggeriert, ist modeln ein Beruf. Es geht darum, Mode zu präsentieren. Ist ein Model als unscheinbare 17-Jährige zur Anprobe erschienen, kann sie im entscheidenden Moment ihre Ausstrahlung anknipsen.

Sehr selten gibt es in der Modelwelt Ausnahmeerscheinungen - wenn aus einem Model eine Ikone wird. Kate Moss ist das Paradebeispiel. Deshalb zeigt Arte im Zuge seiner "Fashion Week" heute ein Porträt des Topmodels. Mit ihrer unkonventionellen Schönheit ist sie seit Mitte der 90er-Jahre eines der gefragtesten Gesichter der Branche.

Die Britin wird von Klums Mädchen gerade deshalb gerne als Rechtfertigung ihrer Modelambitionen herangezogen. Sie finden sich zu klein, zu speziell, zu burschikos - all das wurde Kate Moss am Anfang ihrer Karriere schließlich auch nachgesagt. Der Erfolg von Kate Moss liegt allerdings in ihrer Einzigartigkeit - eine Eigenschaft, von der Klums Models zumeist nur träumen können. Entdeckt wurde sie mit 15 Jahren, als die Ära der Schiffers, Crawfords und Evangelistas gerade endete. Diese waren klassische Schönheiten - und Kate Moss der knöcherne Gegenentwurf. Das Porträt "Kate! Vom Model zur Ikone" zeigt, wie der Mythos Moss funktioniert, wie eine echte Mode-Ikone erschaffen wird. Ihre große Stärke: den Mund halten. Zugegeben, zumindest das lernen die Kandidatinnen bei Heidi Klums Castingshow auch.

Themenwoche "Arte fashion Week" heute, 22.15, "Kate! Vom Model zur Ikone", bis 6.3. mit Dokumentationen über Karl Lagerfeld, Vivienne Westwood - und eine "Kleine Geschichte der Dessous" (Sa., 5.3., 20.15). Mehr unter www.arte.tv .