Eifersucht und Emotion kochen ungewöhnlich hoch: Ken Ludwigs “Otello dörf nich platzen“ feiert umjubelt Premiere am Ohnsorg-Theater.

Hamburg. Die Türen knallen lauter. Eifersucht und Emotion kochen für nördliche Breiten ungewohnt hitzig über. Südländische "Passione" tobt über die niederdeutsche Ohnsorg-Bühne. Der italienische Tenor Tito Merelli gibt sich am Lübecker Stadttheater die Ehre. Die Damenwelt ist echauffiert, der Operndirektor alarmiert. Zumal sich der Star verspätet. Doch: "Otello dörf nich platzen."

Ken Ludwigs Komödien-Hit haben Hartmut Cyriacks und Peter Nissen in einen köstlichen Kauderwelsch aus Italienisch, Hochdeutsch und Platt übertragen. Regisseur Frank Grupe sorgt a tempo in Félicie Lavaulx-Vrécourts eleganter Hotelsuite mit viel Opernrot, dass die Fetzen, Kissen, Küsse und Türen nur so fliegen.

Ruhender Pol im Sturm der Star-Hysterie ist Erkki Hopfs bleiches, doch präzise pointiert und alles andere als blass ausgespieltes Faktotum Max. Er liebt auf seine stille, innige Weise das Singen, die Oper und die kapriziöse Direktorentochter (Birte Kretschmer). Steckt der Einspringer aus Not dann in der Maske des Otello, verwandelt sich Max in einen farbigen Charmeur und Draufgänger, wird für das sextolle Damen-Quartett zum Objekt der Begierde und Rivalen von Merelli.

Horst Arentholds Stimmbandakrobat nimmt es - wenn schon nicht mit der Klang-, so doch in der Leibesfülle - spielend mit einem Luciano Pavarotti auf und lässt sich die glänzende Parodie auf den fresssüchtigen Schürzenjäger nicht entgehen.

Ludwigs hemmungslose Liebes- und Sänger-Hatz bietet dem Publikum allen Spaß eines Verwechslungsspiels und den Schauspielern komisch überzogene "Theater-Figuren", die sie selbstironisch auskosten.

Zudem ist die Inszenierung die witzige Persiflage auf alle Fans dieser Welt: Der Star ist lediglich eine Projektionsfläche für ihre Träume.

Otello dörf nich platzen bis 16.4., Ohnsorg-Theater, Karten unter T. 35 08 03 21; weitere Informationen: www.ohnsorg.de

(-itz)