Im “Sommernachtstraum“ triumphiert Alina Cojocaru vom Londoner Royal Ballet
Hamburg. Unter allen Feenköniginnen in John Neumeiers "Ein Sommernachtstraum" ist Alina Cojocaru zweifellos die fragilste. Und ähnelt in ihrer Zartheit wahrhaftig einer Elfe, die auf dem geöffneten Blütenkelch aus Tänzerkörpern scheinbar schwerelos schwebend sich in den Schlaf wiegt. Die charismatische Erste Solistin im Londoner Royal Ballet gab bei der Wiederaufnahme des Ballett-Evergreens im silbrig-grünen Zauberwald ein faszinierendes, vom Publikum gefeiertes Hamburg-Debüt als Titania und Hippolyta.
Im Kampf-Pas-des-deux mit Oberon entfaltete Cojocaru überraschend die Kraft einer Boa constrictor, die den Partner geschmeidig umschlingt.
In Thiago Bordin (Oberon und Theseus) hat sie einen von Bewegungseleganz und Körperproportionen harmonisch idealen Partner. Das subtile und präzise durchsichtige Spiel macht die Szene nach Hippolytas Erwachen zum Erlebnis. Noch im Schlaf von Theseus geschultert, gibt sie sich ihm träumerisch hin, erschrickt darüber und erkennt dann langsam seinen Sinneswandel. In einem Wirbel von Drehungen und Sprüngen finden beide zueinander: pure, in Tanz übersetzte Emotion.
Auch in den mit Szenenbeifall bedachten Duetten und Quartetten der beiden jungen Paare versteht es Neumeier, die psychologischen Konstellationen in Körpersprache und choreografische Figuren meisterhaft zu übertragen. Hélène Bouchets anmutige Brillenschlange Helena und ihr korrekt verklemmter Soldat Demetrius (Alexandre Riabko) geben das köstlich komische Liebespaar. Dagegen zeigen Anna Laudere (Hermia) und Edvin Revazov (Lysander), strahlend beschwingt von allem, die beneidet glücklichen Verliebten. Publikumsfavoriten sind der spitzbübische Kobold Puck (Konstantin Tselikov) und das Handwerker-Sextett, angeführt von Carsten Jungs kernigem Zettel, der auch Cojocarus hinreißende Elfenkönigin lieben darf.
(-itz)