Literaturhaus. Wer mit Wolfgang Schömels Werk vertraut ist, der kennt den Melancholiker und Intellektuellen Christoph Madlé. Der legt sich in dem Roman "Ohne Maria" auf die Couch und trauert beredt seiner Liebe hinterher. In Schömels neuem Roman "Die große Verschwendung" taucht Madlé wieder auf, diesmal ironischerweise als großer Tröster: Er ist der Fluchtpunkt für den liebes- und lebensgeplagten Politiker Georg Glabrecht.

Der hat sich leider in die falsche Frau verliebt. Die holde Adriana ist bei einem norwegischen Unternehmen angestellt, das in Bremen ein Deluxe-Projekt auf die Beine stellen will: die "Maritime Oper". Wenn man die Weser mit der Elbe tauscht, denkt man bei diesem Projekt ganz leicht an die berüchtigte Elbphilharmonie - in den Augen mancher genau jene große Verschwendung, die Schömels Roman im Titel trägt.

Dabei ist "Die große Verschwendung" weder ein Schlüssel- noch ein Enthüllungsroman, sondern eine schmerzend genaue Männlichkeitsstudie. Eine, die garantiert nichts gemein hat mit Theweleits "Männerfantasien", sondern vielmehr mit dem zerquälten Krisenempfinden eines traurigen modernen Mannes, der nicht älter werden will und gleichzeitig der Schimäre namens Liebe hinterherjagt. Adriana entscheidet sich natürlich gegen Glabrecht, den traurigen Helden; sie bleibt bei dem reichen Investor. Natürlich eine zynische Sicht: Das Frauchen kriegt der, der mehr Kohle und Einfluss hat. Klingt nach Darwin und ist in Schömels Falle bitterernst und humorvoll zugleich gemeint. Denn natürlich kann man über die Männerleiden herzlich lachen: Wie weinerlich wir sind!

Wolfgang Schömel heute, 20.00, Literaturhaus (U Mundsburg, Metro-Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt 8,-/6,-/4,-