Joan As A Police Woman ist eine Art rockendes Kraftwerk. Sonnabend geht sie ans Netz

Uebel & Gefährlich. "Diesmal wollte ich mehr von dem Feuer zeigen, das in mir brennt", sagt sie - und lacht. Ihre Stimme ist laut, ihr Lachen dreckig, fehlt nur noch, dass sie dem Interviewer zur Bestätigung des Satzes auf den Rücken schlägt. Joan Wasser, die sich Joan As Police Woman nennt, ist immer präsent, nicht nur auf der Bühne, sondern in jeder Lebenssituation. Stillsitzen geht nicht, die Künstlerin aus New York ist ein Energiebündel. Getrieben von Kräften, die sie weder kontrollieren kann noch will.

Jede Frage nach ihrem neuen Album "The Deep Field" oder ihren musikalischen Einflüssen beantwortet sie mit einem Wortschwall, unterstrichen von ausladenden Gesten. "Die Zeiten, in denen es mir elend ging und ich mich mit Verlust und Sehnsucht beschäftigt habe, liegen hinter mir. Jeder Tag, den ich leben kann, ist ein guter Tag." Pause, kurz am Kräutertee genippt, und weiter geht es, sie erzählt, wie elektrisiert sie bei dem Gedanken ist, die neuen Songs live zu spielen.

Zur Musik ist Joan Wasser, Jahrgang 1970, früh gekommen, zum Pop erst spät. Als Achtjährige begann sie, Geige zu spielen, absolvierte eine klassische Ausbildung und spielte in Boston im Universitätsorchester. An der Uni entdeckte sie Anfang der 90er-Jahre Hip-Hop, Hardcore und die britische Punk-Ikone Siouxsie. Für die Klassik war Joan verloren, sie spielte fortan in US-Indierock-Bands und entwickelte einen aggressiven Stil auf der Geige.

Sie lernte den Sänger Jeff Buckley kennen, dessen Musik Bands wie Coldplay, Radiohead und Bright Eyes inspirierte. Bis zu dessen Tod 1997 war sie seine Freundin. Doch bis sie anfing, eigene Songs zu schreiben, sollten noch ein paar Jahre vergehen. Erst 2006 erschien ihr Debüt "Real Life", ein sprödes Album, geprägt von vielen negativen Erfahrungen, nicht zuletzt auch von Buckleys Tod, der in Memphis im Mississippi ertrunken ist.

Doch mit "The Deep Field", benannt nach einem 1995 vom Weltraumteleskop "Hubble" fotografierten Bereich im Sternbild des Großen Bären, ist diese Phase des Trauerns endgültig passé. "Die Songs drehen sich um die Liebe, darum, Spaß zu haben und aufregende Dinge zu erleben." Joan Wassers Euphorie hat etwas Ansteckendes: Ja, es könne eine tolle Erfahrung sein, auf den Grund des Meeres zu tauchen oder wie ein Adler die Welt von oben zu beobachten, was sie in "Kiss The Specifics" besingt. "Manchmal weiß ich nicht, wo die Bilder in den Songs herkommen", sagt sie, schüttelt ihre Mähne und formuliert nach kurzem Nachdenken: "Es ist wohl irgendwas Jenseitiges."

Doch nicht nur Joan Wassers Sichtweise auf die Welt hat sich verändert, auch musikalisch unterscheidet sich das dritte Album von den eher ruhigen, melancholischen Vorgängern. "The Deep Field" rockt und hat Soul. Al Green, Marvin Gaye, Stevie Wonder und Diana Ross nennt Joan Wasser als wichtige Einflüsse. "Human Condition", "Chemmie" und "Action Man" mit der dunklen Orgel als beherrschendes Instrument verweisen zurück auf Soul der 60er- und 70er-Jahre. "Stevie Wonder war ein wichtiges Vorbild. Genau wie er wollte ich über menschliche Erfahrungen schreiben. Es gibt so viele Tiefpunkte im Leben, aber ich habe keine Lust mehr, nur daran zu denken, wenn ich genauso gut tanzen kann", sprudelt es aus ihr heraus.

Dieser neue Positivismus bedeutet nicht, dass "The Deep Field" flach und oberflächlich wäre. Joan Wasser zeigt hier, wie ausgelassen sie sein kann. Angesichts der Energie, die sie schon während eines Interviews versprüht, könnte das Konzert im Uebel & Gefährlich zu einem Feuerwerk werden, hell und laut wie eine Silvesternacht.

Joan As Police Woman Sa 26.2., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Eintritt 17,20; Internet: www.joanaspolicewoman.com

Sa ab 14.00 Autogrammstunde bei Saturn (S/U Hauptbahnhof), Mönckebergstraße 1