Im Projekt “Lukas“ tanzen junge Männer Solostücke

Kampnagel. Gewöhnlich bolzen junge Männer lieber, statt Ballett zu tanzen. Für die um ihre Männlichkeit besorgten Kids kommt bestenfalls machohafter Hip-Hop infrage, um Kraft und Geschicklichkeit zu beweisen. Ballett gilt in ihrer Sprache oft als "schwul", egal ob Tänzer homosexuell sind oder nicht. Was üble Vorurteile unbeachtet lassen: Ballett ist nur eine unter vielen Formen und Techniken und nicht gleichzusetzen mit der Tanzkunst.

Barbara Schmidt-Rohrs Projekt "Lukas" präsentiert am Sonntag Choreografien für junge Männer auf der Kampnagel-Probebühne. Die Kuratorin und Ko-Leiterin der Tanzinitiative Hamburg brachte die Choreografen Lucia Glass, Antje Pfundtner, Antoine Effroy und Philipp van der Heijden mit Jungen zwischen 16 und 23 Jahren zusammen. Über Monate arbeiteten sie zu den Themen Solo, Männlichkeit und Romantik.

"Ich habe nach Jugendlichen mit Bühnenerfahrung gesucht. Allein auf der Bühne zu stehen, erfordert Übung und Selbstbewusstsein", sagt die Projektleiterin. Sie fand Jungen, die mit Darstellendem Spiel oder Tanz in der Schule und in Jugendklubs zu tun hatten und teilweise ernsthafte Berufsambitionen als Tänzer oder Schauspieler haben. "Außerdem ist es für sie leichter, den zeitgenössischen Tanz zu akzeptieren, weil in dieser Kunstsparte die Grenze zur Performance fließend ist." Antje Pfundtner weicht in ihrem Stück sogar den Solo-Begriff auf, weitet ihn auf die Gruppe aus.

Philipp Kronenberg, der ein Solo mit Lucia Glass einstudierte, hat beobachtet, dass sich die Ablehnung der Jungen gegenüber Tanz oder Theater mit dem Alter verändert. "In der Schule ist der Gruppendruck größer als später", meint der 23-Jährige, der einen Studienplatz für Schauspiel bekommen hat und während der Proben erkannte: "Man kann eine Figur oder Rolle nicht nur psychologisch von innen heraus, sondern auch von außen über den Körperausdruck entwickeln."

Lukas So 27.2., 20.00, außerdem 3.3.-5.3., Kampnagel (Bus172/173) Jarrestraße 20-24, Karten zu 12,-/8,- unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de