Dimiter Gottscheff inszeniert die Brecht-Version der “Antigone“ im Thalia-Theater. Der gebürtige Bulgare gilt als Experte für große antike Stoffe.

Hamburg. In dieser Spielzeit bekommen die Hamburger Sophokles satt. Im vergangenen Dezember gastierte Michael Thalheimers fulminant fokussierte "Ödipus/Antigone"-Version vom Schauspiel Frankfurt, in der gleichen Woche auf Kampnagel Angela Richters Verarbeitung ihres Salzburg-Debakels "Der Ödipus-Antigone-Komplex". Am 25. Februar legt nun auch Regisseur Dimiter Gottscheff, nach seiner Variante von "Ödipus, Tyrann" (von Sophokles nach Hölderlin von Heiner Müller) in der vergangenen Spielzeit, am Thalia-Theater mit der "Antigone" nach.

Der gebürtige Bulgare gilt nicht erst seit seiner fulminanten Inszenierung der "Perser" am Deutschen Theater Berlin als Experte für große antike Stoffe. Das mag auch daran liegen, dass er durch das Stahlbad der Antikenrezeption seines langjährigen Freundes Heiner Müller gegangen ist. Gottscheff erarbeitet "Die Antigone des Sophokles" in jener Fassung, die Bertolt Brecht nach der literarischen, aber recht sperrigen Hölderlin-Übersetzung erstellt hat.

Antigone, Tochter des Ödipus, will ihren toten Bruder Polyneikes beerdigen, dessen Bestattung Kreon, König von Theben, ablehnt, weil der Tote seine Heimat angegriffen, während dessen Bruder Eteokles sie verteidigt habe. Kreon beharrt auf der Staatsräson, Antigone kämpft für das Gebot des Herzens und der Menschlichkeit. Mit verhängnisvollen Folgen. Der uneinsichtige Kreon verurteilt sie zum Tode durch Einmauerung. Eine Warnung des Analytikers Teiresias kommt zu spät. Das Reich zerfällt.

Brecht hatte eine eigene Fassung 1948 nach der Rückkehr aus dem Exil in Chur erstellt, um Theaterpraxis zu sammeln. Er löst die Ereignisse aus dem mythologischen Kontext der Ödipussage und aus der schicksalhaften Verstrickung in die Familienschuld. Sein Fokus liegt auf dem Lehrstück über Machtmechanismen und Gegenwehr.

Die Antigone des Sophokles Premiere Fr 25.2., 20.00, Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten zu 13,50 bis 66,- unter T. 32 81 44 44 oder im Internet unter www.thalia-theater.de