“B - eine deutsche Reise“ ist eine Ode auf die Bundesstraße

Die Entdeckung der Langsamkeit ist nicht gerade ein neues Phänomen. Auch ungewöhnliche Deutschland-Reisen erfreuen sich nicht erst seit Martin Sonneborns "Heimatkunde" oder Hendryk M. Broders TV-Format "Entweder Broder - Die Deutschland-Safari" neuer Beliebtheit. Und doch hat der Journalist und Latein-Dozent Burkhard Müller mit "B - Eine deutsche Reise" eine charmante und neue Kombination der beiden beliebten Formen gefunden. Er hat Deutschland entlang der Bundesstraßen erkundet. Denn, so schreibt er: "Eine Autobahn führt immer an einer Landschaft vorbei, das macht die Reise auf ihr zu einem tristen Kilometerzählen." Die Bundesstraße aber vermittle das Gefühl, drin zu sein.

Und so begibt sich Müller auf den Weg, fährt die B 8 von Rochlitz bis Venlo, auf der B 105 von Stralsund bis Selmsdorf oder auf der B 8 von Passau nach Arnheim. Stets begleiten ihn Freundinnen, Bekannte oder seine Schwester, denn er glaubt daran, "dass man nur wahrhaft sieht, wenn man noch während des Sehens darüber spricht. Am besten spricht es sich mit Frauen." Allerdings lässt er den Leser nur in den seltensten Fällen an den Gesprächen teilhaben. Überhaupt ist Müllers Heimatkunde merkwürdig menschenleer. Müller interessiert sich für die Landschaften, Gebäude, Denkmäler oder einfach Phänomene, die er entlang der Bundesstraße entdeckt und die für ihn viel über die Menschen und ihre Befindlichkeiten erzählen.

Auf dem Weg nach Sarreguemines in Frankreich sinniert er über den Zweck von Kreisverkehren, in Niederbayern auf der B 8 wundert er sich, ob die Selbstschnittbeete in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Er philosophiert darüber, warum die meisten Menschen, die sich ein paar Lilien oder Sonnenblumen abschneiden, auch tatsächlich bezahlen; das nicht nur, weil meist neben den Preistafeln ein moralischer Appell wie "Nur bezahlte Blumen bringen Freu(n)de!" zu lesen ist.

Spaß macht dieses Buch auch, weil der Leser natürlich seine Eindrücke von Städten und Orten mit denen des Autors abgleicht. Die mitunter etwas mäkeligen Anmerkungen und Beschreibungen Müllers stören da nicht, sondern lassen tatsächlich Raum für die eigenen Gedanken. "B - Eine deutsche Reise" zeigt Schwarz-Weiß-Fotos mit meist tristen Motiven, und Müller beschreibt darin ein etwas altmodisches, auch erstarrtes Land. Doch das macht er mit einer derartigen Lakonie, dass es eine Freude ist, sich mit ihm auf diese Reise zu begeben, auf der es am Wegesrand immer Neues zu lernen und Altes zu entdecken gibt.

Burkhard Müller "B - eine deutsche Reise", Rowohlt Berlin, 19,95 Euro