Urs Affolter präsentiert die Uraufführung seines tragikomischen Solostücks “Ganz allein - eine Nacht mit Roy Black“ im Hamburger Ensemble.

Theater Kehrwieder. Seine Stimme war sein Fluch, zum anderen seine Lebensversicherung. Der Rock-Sänger Gerhard Höllerich (1943-1991) wurde als Roy Black mit seinem Millionen-Hit "Ganz in Weiß" zu einem Star in der deutschen Schlagerszene der 60er- und 70er-Jahre. Zwanzig Jahre lang lebte Höllerich als Kunstfigur ein Leben, das er nicht mochte: Er hasste das Schnulzenträllern, Filmen und Tingeln, womit er ein Vermögen verdient und wieder ausgegeben hat.

Das falsche Leben in einer Erfolgskarriere hat den singenden Schauspieler Urs Affolter zu seinem Theaterstück mit Musik inspiriert: "Ganz allein - Eine Nacht mit Roy Black". Diesen Donnerstag hat es Premiere im Theater Kehrwieder.

Die Produktion des Hamburger Ensembles inszeniert Cornelius Knüpffer mit Affolter in einer Doppelrolle: Als Witwer Theo verwandelt er sich im Laufe des Abends in den von seiner verstorbenen Frau angehimmelten Roy Black, singt dessen Songs und jubiliert auch "Schön ist es, auf der Welt zu sein".

Doch Theo hat's am Herzen, genau wie Roy. Im Krankenzimmer hält er feierlich Zwiesprache mit seiner geliebten Sabine: "Jeden Abend kommt die Stunde, wo mein Herz mit deinem spricht." Wohl der toten Gattin zuliebe spricht er schon wie deren Idol in einer verlogenen Gefühlssprache. Ordentlich stellt Theo zum Party-Feiern Foto und Kerze und Schnapsbuddel auf den Kühlschrank. Dann singt er im gestreiften Frotteemantel inbrünstig "Du bist nicht allein", tanzt dazu ungelenk und dreht ein paar Runden mit dem Rollator. Mit jeder Szene nähert sich der Mann aus Liebe zu seiner Frau der Figur von Roy Black an, trägt eine violette Glitzerjacke und dazu passende Slipper, stülpt sich schließlich kichernd - wohl als ganz große Überraschung für sein geliebtes Herz im Himmel - noch die üppige schwarze Haartolle der Schlagerikone auf den Kopf.

Für den Monolog Theos - eigentlich ein komödiantischer Dialog mit der seligen Gattin und deren Idol - hat der musikalische Leiter Bodo Reinke die Black-Ohrwürmer arrangiert und begleitet auf dem Keyboard live Affolters Gesang und Soloszenen.

In seinem Stück überblendet sich das Leben Theos mit dem von Gerhard Höllerich. Im unerfüllten Wunsch, etwas zu sein, was man nicht ist oder war, begegnen sich der einsame Witwer und der umschwärmte Schlagerstar.

Zweifellos hat sich Affolter in seinem Theatererstling mit diesem Theo eine tragikomische Figur auf den Leib geschrieben. Die Hand in der linken Hosentasche, das Mikro schief haltend, den Kopf leicht geneigt und immer lächelnd - so hat Roy Black gesungen. So singt auch Urs Affolter. "Ich bleibe jedoch nicht wie Roy immer in der gleichen Haltung", sagt der Schauspieler. Er hat sein Vorbild zwar genau studiert. "Aber ich will es weder kopieren noch parodieren." Und mit einem leicht ironischen Unterton ergänzt der Autor und Darsteller: "Wir erzählen eine Geschichte mitten aus dem Leben und voller Gefühl."

Ganz allein - Eine Nacht mit Roy Black: 24.2. Uraufführung, 20.00, Theater Kehrwieder (U Baumwall), Kehrwieder 6, Karten von 19,- bis 32,- T. 01805-447 07 77 oder www.ticketonline.de