Bundesweit einmalige Forschungsstelle an der Uni Hamburg steht vor unsicherer Zukunft

Hamburg. Der Universität Hamburg droht der Verlust der Forschungsstelle für Exilliteratur. Sie gilt als Institution und verfügt neben dem Exilarchiv der Deutschen Bibliothek in Frankfurt und der Exilliteratur-Sammlung in der Deutschen Bibliothek in Leipzig über den umfangreichsten Bestand an Werken exilierter Schriftsteller. "Jetzt, wo der Lehrstuhl neu besetzt werden soll, soll der eigentliche Forschungsschwerpunkt einfach verschwinden", sagt Frithjof Trapp.

Trapp war bis zu seiner Emeritierung vor drei Jahren selbst Inhaber des Lehrstuhls. Der war 1970 entstanden und in seiner Art einzigartig in Deutschland, er forscht zur Literatur von Autoren, die nach 1933 ihr Heimatland verlassen mussten: Stefan Heym, Lion Feuchtwanger, Alfred Döblin und Anna Seghers etwa. Das kleine Institut wurde im Januar 2001 in "Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur" umbenannt. Berendsohn gehörte wie William Stern, Erwin Panofsky, Eduard Heimann, Richard Salomon und Theodor Plaut zu den Wissenschaftlern der Uni, die bereits im April 1933 als Erste entlassen wurden. Viele folgten. Berendsohn emigrierte nach Dänemark und Schweden, er gilt als Begründer der literaturwissenschaftlichen Exilforschung.

"Im Institut lagern Dutzende von Nachlässen, die Forschung ist noch lange nicht abgeschlossen", sagt Trapp. Der Wissenschaftler, Jahrgang 1943, kämpft für die Zukunft der Forschungsstelle - und gegen eine Entscheidung der Uni. Die hat nämlich, nach reichlich drei Jahren (zurzeit wird die Arbeitsstelle kommissarisch geleitet), eine Nachfolgerin für Trapp gefunden.

Was gut klingt, ist in Wirklichkeit eine Mogelpackung, glaubt Trapp. Die alte Stelle ("Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft - Leiter der Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur") wird nun neu definiert: In der von der Uni aufgegeben Anzeige war lediglich die Rede von "Neuerer deutscher Literatur mit dem Schwerpunkt der Literatur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart". Die Favoritin, eine Professorin aus Kassel, betreibt eher Geschlechterstudien.

Und hat, argwöhnt Trapp, mit Exilliteratur nicht viel am Hut. "Aber sie ist an den Mitteln der Forschungsstelle interessiert", sagt er. Die stammen aus dem Topf der P.-Walter-Jacob-Stiftung. Und sind, so Trapp, per Satzung an die alten Forschungsziele gebunden.

Noch hofft er darauf, dass sich die Studenten für die Erforschung der Exilliteratur einsetzen. Zudem lässt er sich von einem Anwalt beraten, "gegen die Uni klagen will ich aber nicht".