Wie sah Mozart wirklich aus - Hakennase oder Pockengesicht?

Schnittke-Akademie. Na klar wissen wir, wie es aussah, unser Mozartkugelwolferl. Oder? Tatsächlich ist das berühmte Konterfei, ob im - posthum entstandenen - Original von Barbara Krafft oder als knisternd und duftend gerundete Reproduktion, ein Lehrstück über die Mechanismen der Manipulation: Wenn man etwas nur oft genug abbildet, dann ist es irgendwann in den Köpfen verankert und damit in der Welt. Ob es wahr ist oder nicht.

Nichts wissen wir über das Aussehen des Genies! Man munkelt von Blatternnarben (heute würde man "Pocken" sagen) und von einer überdimensionierten Nase - oder sitzen wir da dem charmanten Zerrbild auf, das Milos Formans unvergessliches Kinoepos "Amadeus" uns ins Herz gepflanzt hat? Jürgen Köchel, ehedem Verlagsdirektor der Sikorski-Musikverlage, Inhaber der größten privaten Mozart-Sammlung und mit dem Verzeichnis-Köchel übrigens weder verwandt noch verschwägert, hält über die zeitlose Frage "Wie sah Mozart wirklich aus?" heute Abend einen Vortrag in der Alfred-Schnittke-Akademie. Im Wechsel mit Werken von Mozart für Klavier zwei- oder vierhändig, gespielt von Francis Gailus und Sana Villeruscha, zeigt Köchel Reproduktionen bekannter Mozart-Porträts, glaubwürdigen und weniger glaubwürdigen, und geht auf die zahlreichen Rätsel um die geringe Anzahl und die schwankende Qualität der Porträts ein.

Köchel selbst hat schließlich 1984 in Moskau ein lange verschollenes Mozart-Porträt von Joseph Grassi entdeckt und es 1991 in Salzburg zur Diskussion gestellt. Von dem Krafft-Porträt, soviel darf verraten werden, hält er nicht viel. Aber wer weiß - womöglich erwiese die Nachwelt Mozart den größten Respekt, wenn sie es bei der Leerstelle beließe?

Wie sah Mozart wirklich aus? Heute, 19.30, Alfred-Schnittke-Akademie (U+S Altona), Max-Brauer-Allee 24, Karten 8,- (erm. 5,-)