Ein gelungener “Tatort“ mit Mordfällen und Wortgefechten

Leipzig. Natürlich ist es nur ein Spiel, und trotzdem gibt die Leipzig- und Saalfeld-Müdigkeit von Andreas Keppler der "Tatort"-Folge "Rendezvous mit dem Tod" eine zusätzliche Würze. Der Hauptkommissar (Martin Wuttke), ohnehin ein Einzelgänger, kann nun noch eigenbrötlerischer agieren, denn selbstredend sind die Kollegen pikiert, als sie erfahren, dass er sich für eine Stelle in Wiesbaden bewirbt.

In gewisser Weise knüpft das Drehbuch (Clemens Schönborn, Meike Hauck) damit an die ersten Folgen an, als der Ermittler fast autistisch wirkte. Noch besser ist allerdings die Idee, Kepplers Abwanderungsgedanken in den Fall zu integrieren. Oder richtiger gesagt: in die Fälle. Weil zur gleichen Zeit eine Frau verschwindet und ein Mann tot in seiner Wanne gefunden wird, bietet sich Andreas Keppler und seiner Kollegin und Ex-Gattin Saalfeld (Simone Thomalla) die Gelegenheit, getrennt zu ermitteln.

Während Saalfeld nach Spuren der vermissten Carla Schütz sucht, die offenbar ins Wasser gegangen ist, und im Internetdienst "50plus" auf ihre Männerbekanntschaften stößt, durchleuchtet Keppler das Privatleben des auf äußerst grausame Weise ermordeten Mannes aus der Wanne. Dessen Ex-Gattin (Renate Krößner) hätte ebenso ein Motiv wie die deutlich jüngere Geliebte (Nadeshda Brennicke), eine Klavierlehrerin, die er zur Abtreibung des gemeinsamen Kindes gezwungen hat. Eine weitere männliche Wannenleiche deutet auf eine Mordserie; schließlich gerät Keppler selbst in Lebensgefahr.

Mindestens so reizvoll wie die beiden Fälle und die Verbalscharmützel zwischen dem Ermittler-Team sind jene Szenen, die den verschiedenen Darstellern Gelegenheiten für ein Solo geben. Wunderbar gespielt ist beispielsweise das Duett, als Keppler den Tatort analysieren will und die Ex-Frau des Toten ihn nicht nur mit Kommentaren nervt, sondern auch unverhohlen anflirtet. Die optischen Ausrufezeichen setzt Regisseur Buddy Giovinazzo zwar sparsam, aber um so effektvoller, etwa, als Keppler mithilfe einer Speziallampe das Wort "Mörder" entdeckt. Ein echter Gruselmoment sorgt mitten im ohnehin spannenden Thriller-Finale für Gänsehaut, als Keppler unversehens auf die Leiche jener Frau stößt, die im Prolog ermordet wird. Dass es sich dabei jedoch keineswegs um Carla Schütz handelt, hat sich das Autorenteam ganz schön perfide ausgedacht.

Tatort: Rendezvous mit dem Tod So ARD 20.15