Nach Jahren haben die melancholischen Bright Eyes eine neue Platte herausgebracht, und huch: Sie klingt wie Genesis mit Peter Gabriel

Vor ein paar Tagen wurde Conor Oberst 31 Jahre alt - und zum Geburtstag gab es Rock: "The People's Key" erschien, das neue Album seiner Band Bright Eyes. Vier Jahre mussten die Fans des einstigen Wunderkindes auf das neue Werk warten, Bright Eyes schien nach "Cassadaga" ein abgeschlossenes Kapitel zu sein. Und leicht macht es Oberst seinen Hörern, die ihn für seine zwischen Melancholie und Trauer changierenden Songs geliebt haben, nicht gerade. Denn "The People's Key" klingt, als habe Oberst sein Herz für frühe Genesis-Platten entdeckt, als Peter Gabriel noch Sänger und die treibende Kraft hinter deren opulenten Songs war, Mitte der 70er-Jahre also.

"Ich wollte Country hinter mir lassen", sagt der Sänger und Gitarrist, "ich habe Bright Eyes sowieso nie als Country- oder Folk-Band gesehen. Wir wollen wie eine moderne Rockband klingen." Für diesen neuen Sound benutzen er und seine Mitstreiter Mike Mogis und Nate Walcott neben E-Gitarren verschiedene Keyboards und Synthesizer. "Shell Games" mit einem Synthi-Beat und einem überladenen Arrangement ist ein etwas verstörendes Beispiel für diesen nach Obersts Ansicht "zeitgenössischen" Klang. Das daran anschließende schnelle "Jejune Stars" eignet sich durchaus für die Jukebox einer Fernfahrer-Kneipe.

Mit früheren fragilen Bright Eyes wäre das unmöglich gewesen. Sie passten eher in die Einsamkeit eines Jungmädchen-Zimmers mit einem Poster von Oberst an der Wand.

Doch die Depressionen von früher und ihre Bewältigung in herzzerreißenden Liedern scheint hinter Conor Oberst zu liegen. "Cassadaga" war bereits optimistischer als alle Alben davor, "The People's Key" nimmt lyrisch ebenfalls eine Wendung, denn Oberst beschäftigt sich in den Texten mit einer Reihe transzendentaler Fragen. Das Album beginnt mit "Firewall". In den ersten Minuten räsoniert ein Sprecher mit einer sehr tiefen Stimme über das Böse, den Garten Eden, die Zukunft, das Super-Universum. Die Stimme gehört Danny Brewer, einem Musiker, den Oberst in El Paso kennengelernt hat. Brewers Texten mutet etwas Psychedelisches an, er besitzt viel Erfahrung mit LSD. In den 60er-Jahren war das eine Modedroge, 2011 wirken diese LSD-Ergüsse etwas spinnert. Oberst räumt ebenfalls ein, dass er seine eigenen Texte etwas verwirrend findet.

Obwohl vieles an "The People's Eye" neu und ungewohnt klingt, gibt es doch eine Konstante: die unverwechselbare helle sanfte Stimme von Conor Oberst. Sie macht auch "The People's Eye" zu einer hörenswerten Platte. Ein Beispiel für die früheren, zerbrechlichen Lieder gibt es auf der inzwischen siebten Bright-Eyes-Platte zudem: Auf dem sanften "The Ladder Song" begleitet Oberst sich nur auf dem Klavier. Darin träumt er sich in ein silbernes Raumschiff. Conor Oberst sucht nach Erleuchtung. Es scheint, als würde er sie auf dieser Erde nicht finden.