Der schräge Dorfkrimi “Mörderisches Wespennest“ passt zu Hinnerk Schönemann

Berlin. Der alte Schuch hat sich in seiner Scheune aufgehängt, aber in Aschberg juckt das niemanden so wirlich. Im Gegenteil. Denn Schuch hat mit seinem Starrsinn einem schönen Bauprojekt im Weg gestanden. Wollte einfach nicht verkaufen. Das hält die allgemeine Trauer in Grenzen. Nur Schuchs Nichte ist nicht bereit, den Deckel auf diesen angeblichen Selbstmord zu machen, und das bringt Finn Zehender auf den Plan.

Hinnerk Schönemann spielt diesen lustlosen Privatdetektiv, der sich fest vorgenommen hat, die Kohle einzusacken und schnell wieder abzuhauen aus diesem Kaff. Aber dann stolpert er doch über ein paar Ungereimtheiten, und die Sache nimmt Fahrt auf.

"Mörderisches Wespennest" ist nicht der erste Dorfkrimi aus der Werkstatt von Holger Karsten Schmidt (Drehbuch) und Markus Imboden (Regie), dem der Rostocker seinen Stempel aufdrückt. Die Zusammenarbeit begann 2006 mit "Mörderische Erpressung", und für "Mörder auf Amrum" erhielt Schönemann im vergangenen Jahr den Grimme-Preis, die höchsten Weihen, die das deutsche Fernsehen zu vergeben hat. Aber es sollte noch besser kommen, denn irgendwann rief das Büro von Steven Spielberg an.

Die Dreharbeiten zu "War Horse" im Herbst in London haben für den 35-Jährigen bis heute etwas Unwirkliches. "Man hat ja immer im Kopf: 'Mit wem redet man da eigentlich?'" Für Spielberg hat sich Schönemann, der sonst nicht gerne Text lernt, rechtzeitig hingesetzt. "Da", sagt er auf seine trockene Art, "will man schon alles richtig machen." Spielberg hat ihm am Ende gesagt, dass er ihn ganz bewusst für die Rolle ausgesucht habe. "Ich wollte nicht irgendjemanden, ich wollte dich." Mit etwas Fantasie lässt sich vorstellen, wie sich das angefühlt haben muss.

Allerdings muss man Hinnerk Schönemann solche Sachen mühsam aus der Nase ziehen. Der redet lieber über den kleinen Bauernhof, den er sich südlich von Rostock zugelegt hat ("Es gehört einem alles, es macht einem alles Spaß"), über das schöne Gefühl, mit Pferden, Katzen und Hunden zusammenzuleben ("Wenn es den Tieren gut geht, geht es allen gut"), über seinen neuen Holzofen ("Macht einen unabhängig") und die teure Supersäge ("Oma hat immer gesagt: 'Wer billig kauft, kauft zweimal!'"), über seine Frau Anne und das Leben an sich, das sich so gut und richtig anfühlt, und über die Kinder, die dieses Glück möglichst bald abrunden sollen ...

Wer Hinnerk Schönemann persönlich begegnet, wird sich dem Charme solcher Unverstelltheit nicht entziehen können. Dieser Arglosigkeit, die Schönemann auch in seine Rollen hineintransportiert. Egal, ob er einen zornigen Jungen spielt, der im Rollstuhl sitzen muss ("Die Zeit, die man Leben nennt"), oder einen, der ein bisschen schwer von Begriff ist ("Der Boxer und die Friseuse"). Etwas schwer von Kapee ist er auch als Ermittler an der Seite von Mariele Millowitsch in der Krimiserie "Marie Brand". Das steht ihm besonders gut.

Vieles von dem, was Schönemann macht, oszilliert zwischen Begriffsstutzigkeit und plötzlichen Anwandlungen von Mut. Tritt das ein, dann kann sein Finn Zehender hübsch kiebig werden. Etwa, wenn einer von denen, die in Aschberg den Ton angeben, der Bedienung großkotzig zuruft: "Getränke auf mich!" Und Zehender postwendend verkündet: "Ich nehm Champagner, 'n doppelten!" Manchmal sieht man auch regelrecht, wie er sich einen Ruck gibt. Zum Beispiel, um einem Miesling wie dem Mühlfellner (Uwe Bohm) in den Fuß zu schießen.

"Ich versteh's eigentlich gar nicht, warum man mich so mag", sagt Schönemann nur, wenn man ihm solche Komplimente macht, "es gibt ja auch andere gute Leute." Aber nicht viele von denen können die Figuren, die sie spielen, durch einen Schuss Improvisation so lebensnah wirken lassen.

Den Finn Zehender wird er übrigens noch einmal spielen, es gibt sogar schon einen Arbeitstitel für die Fortsetzung: "Tod einer Brieftaube."

Dann ist hoffentlich auch mit dem Verwirrspiel Schluss, das daraus entstand, dass es immer mal wieder eine Agnes Sonntag gab oder eine Frau Lehmann oder dass Schönemann jetzt Privatdetektiv ist, obwohl er vorher Polizist war.

Imbodens Dorfkrimis seien "Hybrid"-Modelle, hat die "FAZ" mal geschrieben, denn sie schwankten zwischen Blut und Komik.

Das gilt auch für den ZDF-Montagsfilm "Mörderisches Wespennest". Da geht es lange eher schrullig zu und plötzlich schießt jeder auf jeden. Am Ende fallen vier Männer um. Das muss man mögen. Die Schauspieler muss man lieben. Der wunderbare Thomas Thieme, der in "Mord auf Amrum" den Heini gespielt hat, ist übrigens auch wieder dabei.

Mörderisches Wespennest Mo 21.2., ZDF 20.15