Aus Langeweile und Kriegslust schlug der Greis einst mit einer Eisenstange auf Vögel und Kleintiere ein – bis ihm die Sehkraft schwand...

Mein Großvater, Walter Golf, hat das Golfen erfunden. Mit einem langen Eisenrohr pflegte er an Sonntagen durch Wald und Wiesen zu streifen und nach kleinen, hellen Tieren, gerne Vögeln, zu schlagen. Deren anschließender Fell- und Federregen versetzte ihn oft in derart lautstarke Hysterie, dass oft die Polizei in den Wald musste, um Großvater zu holen.

Doch je älter er wurde, umso schwieriger fiel es ihm, die doch recht winzigen Tiere zu treffen. Zu schnell waren deren Reflexe, zu langsam die meines Opas, den ein erregtes Keuchen schon oft von Weitem verriet. Dazu kam sein Geruch, den er für den Duft des Waldes und der Tiere hielt, der uns aber eher an das Vergehen der Zeit erinnerte.

Lustlos ging er dazu über, auf Blumen, Maiskolben und heruntergefallenes Obst einzuschlagen. Schließlich nach Dingen, die nur er sah. "Getroffen", brüllte er dann und sah einem imaginären Flugobjekt dabei zu, wie es exakt an der Stelle landete, an die mein Großvater es hatte befördern wollen. "Na, wa", brüllte er mir dann ins Ohr und schlug mir dabei so kräftig auf den Rücken, dass man es noch Tage später sah.

Doch seine Verbitterung darüber, nichts mehr zu treffen, konnte auch das nicht lange besänftigen. Großvater, der sich nach Krieg sehnte, Gewalt liebte wie nichts anderes, und der schon das bloß aus dem Fenster sehen für schwulen Weiberkram hielt.

Schließlich hatte Großmutter ein Einsehen. Aus Plastik fertigte sie Tiere, die reglos stillhielten, bis Großvater sie traf. Tiere groß wie Fußbälle, die durch Großvaters schlechte Augen jedoch winzig wirkten.

Mein Großvater hat leider nicht mehr miterlebt, was für einen Boom er auslöste. Er, der er immer etwas Bedeutendes hatte werden wollen und doch immer nur Großvater geblieben war. Nun, bei der 9. Hansegolf, wird man sicher wieder seiner gedenken. Ich selbst werde vor Ort sein und in seinem Namen inbrünstig Golfgedichte vortragen.