Nachwuchsregisseure an der Theaterakademie präsentieren die Diplominszenierungen 2011 von heute an auf Kampnagel

Kampnagel. Die Räuber sind pleite und wollen ans große Geld. Ähnlichkeiten zur Mafia-Szene sind kaum Zufall. Jacques Offenbachs Operette "Les Brigands" spielt zwar im Herzogtum Mantua, trifft aber mit der Satire auf Geldgier und Korruption der Machthaber durchaus heutige Verhältnisse. Paul-Georg Dittrich, seit 2007 Regiestudent an der Hamburger Theaterakademie, zeigt heute Abend seine Version der Opéra-bouffe "Die Banditen" als Diplominszenierung mit Musikern und Schauspielern. Dittrich assistierte am Frankfurter Schauspiel, an der Volksbühne und am Maxim-Gorki-Theater in Berlin, schaute den Regisseuren Jan Bosse, Dimiter Gotscheff, Sebastian Baumgarten und Armin Petras über die Schulter - und ist bereits durch originelle Ideen und eigenständige Projekte aufgefallen.

Die Geburt seiner Tochter Mia hat Dittrich zum Anlass genommen, mit seinen Regiekollegen Gernot Grünewald, Christopher Rüping, Babett Grube und Ivna Zic das performative Experiment "Acht Pfund Welt - Anatomie eines Tages" zu entwickeln.

Die Regisseure rekapitulierten den 29. Mai 2010, den Tag von Mias Geburt, und reflektierten kritisch und selbstironisch ihre Erinnerungen an den Tag und die damals aktuellen, von Medien aufgegriffenen, falsch gemeldeten oder verschwiegenen Geschehnisse. Als Kollektiv 222 hatten die Jungregisseure mit ihrer Inszenierung eines unvergesslichen Tages den Start-Off-Wettbewerb des Lichthof-Theaters für Nachwuchsregisseure gewonnen und dort auch erfolgreich die Szenencollage aufgeführt.

Anders als in den vorigen Jahren präsentiert sich die Serie der in Kooperation von Theaterakademie und Kampnagel gezeigten Abschlussarbeiten 2011 unter keinem speziellen oder übergreifenden Thema. Vielfalt der Stoffe und theatraler Formen sind diesmal das Programm. Gernot Grünewald startete mit einer gelungenen biografischen Doku-Performance über das Sterben: "DreiLeben".

Paul-Georg Dittrichs Operetten-Version über die Geldräuberei kontrastiert dann eine Klassiker-Bearbeitung: Anne Sophie Domenz, bereits aufgefallen mit ihren Projekten "Coriol Anus" oder "Familiengeschichten Belgrad", sucht nach ihrem persönlichen Zugang zur Tragödie von Liebe und Krieg in "Penthesilea" (23. bis 25.2., 19.30 Uhr). Auf das Drama der zwischen Gefühl und Gesetz hin- und hergerissenen Amazonenkönigin folgt die Horrorstory vom grausamen Doppelgänger. Christopher Rüping nimmt sich eine ebenfalls bekannte, in Film wie Theater mehrfach bearbeitete Geschichte vor. Er untersucht in "Jekyll/Hyde" (4. bis 6.3., 19.30 Uhr), warum die Figur des vermeintlich gutherzigen Arztes Dr. Henry Jekyll im berühmten Roman von Robert Louis Stevenson dem Menschen von heute durchaus entspricht.

Ebenfalls einem Prosatext widmet sich Ivna Zik und inszeniert den "Roman in acht Monologen für acht Schauspielerinnen in weißen Hochzeitskleidern" von Ivana Sajko in der "Rio Bar" (11. bis 13.3., 19.30 Uhr).

Die Banditen 18.-20.2., jeweils 19.30, Kampnagelfabrik (U Borgweg, Bus 172/173 Jarrestr.), Jarrestr. 20-24, Karten 12,-, erm. 8,-, T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de