DJ Phono macht auch ohne Deichkind Laune

Bei Deichkind ist er von allen Auffälligen noch der Unauffälligste. Erst, wenn DJ Phono (Foto: Nikolaus Brade) allein hinter den Reglern steht, fällt wirklich auf, dass auch er ein schillernder Charakter ist. Das beginnt beim oft extravaganten Outfit, zieht sich weiter über die intellektuell-augenzwinkernde Attitüde und endet bei seiner Musikauswahl noch lange nicht. Als menschliche Jukebox für betrunkenes Disco-Publikum kann man sich denextravaganten Plattendreher nur sehr schwer vorstellen.

Denn der Gast ist zwar einerseits der beste Freund, aber andererseits auch der größte Feind des DJs. Sorgsam zurechtgelegte Plattenstapel werden von impertinenten Nervbacken durcheinandergeworfen, mit äußerster Penetranz vorgebrachte Musikwünsche machen einem das Leben zur Hölle. DJ sein heißt, auch leidensfähig zu sein. Wenn aber die Chemie stimmt, man Vertrauen in die Fähigkeiten des Vinyljockeys aufbringt, dann liegt ein schweißtreibender Abend vor einem. Die Mittel der Wahl, um das Publikum elegant zu zerstören, heißen bei Phonos Solo-Sets nicht Krawall-Rap und Dosenbier, sondern Electro, Minimal und House. Dazwischen sprengen eingestreute Titel aus ganz anderen Richtungen die Grenzen der Genres und der Erwartungen. Anders als die anderen zu sein, ist für DJ Phono Ansporn und Inhalt zugleich.

DJ Phono Fr 18.2. 23.59, Ego (S Reeperbahn), Talstraße 9, Eintritt 8,-; www.djphono.de