Roland Schimmelpfennigs Erfolgsstück “Der goldene Drache“ am Schauspielhaus

Schauspielhaus. In der Globalisierung hängt irgendwie alles mit allem zusammen. Da kann es passieren, dass der wunde Zahn eines jungen chinesischen Küchenhelfers ohne Aufenthaltsgenehmigung in der Suppe einer Stewardess landet. So geschehen bei den Lessingtagen 2010 im Thalia-Theater. Dort sorgte das Gastspiel von Roland Schimmelpfennigs "Der goldene Drache", vom Autor selbst am Wiener Burgtheater inszeniert, für viel Furore.

Die Inszenierung wurde in der Kritikerumfrage der Zeitschrift "Theater heute" mit dem Prädikat "Stück des Jahres" geadelt, Schimmelpfennig erhielt den begehrten Mülheimer Dramatikerpreis. An diesem Donnerstag bringt Klaus Schumacher das Stück über allerlei Verlierer der Globalisierung auf der großen Bühne des Schauspielhauses heraus.

Meisterhaft verschränkt der Autor die Lebensentwürfe der desillusionierten Bewohner eines Geschäfts- und Wohnhauses in einer deutschen Großstadt. Im Erdgeschoss rackern fünf Chinesen im Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurant "Der goldene Drache". Darüber hadern Paare mit ungewollter Schwangerschaft und der Ödnis ihrer Beziehungen. Es wird auch mal drastisch. In einer Parabel trifft eine Ameise auf eine hungrige Grille, doch anstatt ihr etwas von ihren Vorräten abzutreten, versklavt sie die Hilflose und zwingt sie zur Prostitution.

Es gibt wenig Hoffnung auf Erlösung in diesen von Geschäft und Machtgebaren dominierten Beziehungen. Gleichzeitig spielt Schimmelpfennig mit der theatralen Behauptung, indem er alle Rollen gegen den Strich besetzt und etwa junge Frauen von alten Männern spielen lässt. "Der goldene Drache" überragt frühere Schimmelpfennig-Stücke wie "Calypso" oder auch das aktuelle "Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes" qualitativ um Längen. Weil es über adrett aufgefächerte private Grabenkämpfe hinausweist und tatsächlich eine gesellschaftliche Dimension erreicht.

Der goldene Drache Premiere Do 17.2., 20.00, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 14,50 bis 62,50 unter T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de