Hamburg. Ein dumpfes Grummeln tönt aus dem Flügel. Wie die Vorahnung eines drohenden Unwetters. Pianist Samuli Mikkonen schlägt mit der rechten Hand die Tasten an, während seine linke im Resonanzkörper die tiefen Saiten traktiert. Dazu lässt Schlagzeuger Markku Ounaskari seine Becken rauschen - bis der Klang des Duos zu einem Nebel verdichtet ist. Erst allmählich schält sich im Klavier ein zarter Gesang heraus, der nach ein paar Minuten eine hymnische Kraft entwickelt, um am Ende sanft zu verlöschen.

Samuli Mikkonen und Markku Ounaskari bescherten den Hörern in der gut besuchten St.-Pauli-Kirche ein Konzert des langen Atems, der großen Bögen und weiten Flächen. Ausgangspunkte ihrer epischen Klangreisen waren dabei, wie bereits auf der CD "Kuára", alte Melodien aus dem russisch-finnischen Raum. Diese Melodien verströmen oft eine Melancholie, die das ganze Programm prägte: Mikkonen bevorzugt die dunklen Register seines Instruments, auch die Tempi bewegen sich selten im Gute-Laune-Bereich. Dafür entwickelten die breit angelegten Steigerungen dann einen umso stärkeren Sog, wenn der Pianist in die Tasten griff und sein Kollege aus kleinen rhythmischen Keimzellen einen unwiderstehlichen Groove entfaltete.

Dass die beiden sympathischen Musiker ein bestens eingespieltes Team sind, zeigte sich nicht allein am gemeinsamen Gespür für Spannungsverläufe, sondern auch an einer sensiblen Kommunikation, die ohne allzu viel Blickkontakt auskommt.

Als Ounaskari etwa ein schlichtes Kinderlied plötzlich in den Diskant verlegte, reagierte Mikkonen sofort und verstärkte den überraschenden Farbwechsel, indem er mit den Griffen seiner Jazzbesen glockenartige Beckentöne anschlug. Ein reizvoller Kontrast zu den ansonsten eher herbstlichen Tönen der Musik.

Davon hätten einige Hörer gerne noch mehr erlebt. Manche empfanden das Ganze als zu höhepunktarm. Ihnen sei der Auftritt des Teufelsgeigers Pekka Kuusisto mit dem Ensemble Resonanz ans Herz gelegt: Da entfacht das bis 19. Februar andauernde Rantakala-Festival garantiert finnisches Feuer.

Pekka Kuusisto und das Ensemble Resonanz, heute, 20 Uhr, St.-Pauli-Theater