Der erfolgreiche Stuttgarter Songschreiber Philipp Poisel weckte im restlos ausverkauften Docks die Sehnsucht nach dem Sommer.

Hamburg. Schade, dass es erst Februar ist, samt dazu passendem Hamburger Schmuddelwetter. Schade, dass man im zunehmend stickigen, weil ausverkauften Docks steht. Denn das Konzert von Philipp Poisel hätte viel besser zu einem Sommerabend unter freiem Himmel gepasst.

Der junge Stuttgarter macht Sommermusik. Selbst seine ernsteren Songs tragen einen Rest von lauem Abend, Grillengezirpe und Sternenhimmel in sich, wie "Zwischen innen und außen" oder "Markt und Fluss". Ganz schlimm wird es aber bei den Uptempo-Stücken: "Im Garten von Gettis" stimmt einen regelrecht traurig, weil Strand und Sonnenschein in weiter Ferne liegen. "Wie soll ein Mensch das ertragen", die Frage könnte sich auch an die ungerechte Verteilung der Sonnenstunden richten.

Aber alles Jammern und Wehklagen hilft nichts, und auch Poisel ist nicht angetreten, um Übellaunigkeit zu verbreiten. Da erzählt er lieber launige Anekdoten von ersten Wintersportversuchen und italienischem Besuch zu Silvester. Diese immer wieder eingestreute sanfte Selbstironie macht den beizeiten etwas kitschigen Hang zum ganz großen Gefühl gleich erträglicher.

Nach dem eingestreuten Duett "Halt mich", das er mit Alin Coen singt, kündigt er "Einfach so" als "speziellen Wecksong" an. Das ist auch in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit keine schlechte Idee. Denn mit den Supportacts Wayne Jackson und Florian Ostertag dauert das Konzert insgesamt satte dreieinhalb Stunden.

Nachts um halb zwölf kommt man aus dem Docks, nach 135 Minuten Emotions-Songwriting. Frierend, die Hände in den Hosentaschen und den Kopf voll Sonnengedanken. Mit ein bisschen Glück scheint sie bei Poisels Stadtpark-Konzert am 1. September.