Helge Schneider bewies im Schmidts Tivoli mal wieder, dass er die lustigste Bühnenfigur des Landes und zugleich ein irres Musikgenie ist.

Hamburg. Das Mikrofon glänzt golden, ein gut gekleideter Mann mit unfassbarem Gesichtsausdruck und unmöglicher Frisur faselt, rülpst und grimassiert mit enervierender Stimme hinein: Helge Schneider ist für vier ausverkaufte Termine in Hamburg.

Doch wer den nur immer peinlichen, nie ernsten, stets albernen Unfug-Helge am Sonntag im Schmidts Tivoli erwartet hat, wurde, zumindest halb, enttäuscht. Schneider beweist live seit Jahren: Er ist die lustigste Bühnenfigur des Landes und zugleich ein irres Musikgenie, das den Impro-Charakter des Jazz auf den Humor überträgt. Im Gepäck hat er eine fantastische Band, die sich in locker gespielten Jazz-Standards versteht und eine Gitarre durch wohlplatzierte Scorpions-Riffs gern mal als ironischen Kommentar benutzt.

Es sind vor allem die Kleinigkeiten, mit denen Schneider einen brüllend komischen Widerspruch erschafft und die Leute lachend von den Stühlen wirft: Etwa, wenn er mitten im komplexesten Jazz-Solo auf die Uhr guckt oder seine Schuppen aus dem Haar schüttelt. "Warum Haare waschen?", fragt er, "habt ihr doch auch nicht gemacht, oder?"

Eine Antwort wartet Schneider nicht ab, lieber weiterblödeln: ein grandioses Imitations-Duett, ein Nonsens-Zwiegespräch mit Stofftier-Raben, er spuckt über die Panflöte ins Publikum, verliert sich in assoziativen Lachern, pfeift auf Erwartungen und fragt sich, was wohl die Presse über diesen Dada-Jazz schreiben soll: "Komiker, läuft zu Höchstform auf, Rabe spielt eine zentrale Rolle." Hmmm, also, tja ...Warum eigentlich nicht?