Doch die NDR Sinfoniker zeigten auch Schwächen

Hamburg. Nach wie vor ist das Sinfonieorchester des NDR das Tafelsilber der Hamburger Klassik - aber es läuft an. In dieser Saison ohne Chefdirigent klingt manches inzwischen unschön stumpf. So Mozarts Haffner-Sinfonie als Konzertauftakt am Donnerstag in der Laeiszhalle unter Christoph Eschenbach: zaghafte Einsätze und mangelnde Abstimmung in der Phrasierung bei den ersten Geigen, eine im ersten Satz bis zur Reprise stets zu früh einsetzende Pauke und ein vom angeschlagenen Tempo wie überrannt eilendes Tutti im Presto - das Orchester wirkte reichlich verspannt und nicht ausreichend vorbereitet. Kleine Sünden straft der liebe Mozart sofort.

Womöglich hatte die Einstudierung von Peter Ruzickas "Einschreibung - Sechs Stücke für großes Orchester" zuviel Probenzeit verschlungen. Die aber war gut investiert. Ruzickas Reflexionen über Mahler, ein Auftragswerk des NDR, laden in sorgfältig und überwiegend sparsam möblierte Räume zum Hören. Der Komponist horcht dem Orchester seine Extreme ab, zwischen radikaler Ausdünnung des Klangs und massivem Soundstrudel, und es zieht ihn auch magisch an die Ränder der Frequenzen.

Im ersten Stück mischen sich gläserne Flageoletts mit dem sachten Klirren von Percussion- und Vibrafonklängen wie zu einem irisierenden Windspiel, unten knurren nah am Steg gestrichene tiefe Töne der Kontrabässe, dazwischen geistern tonal eindeutige und doch halb verwischte Motive wie Nachtgestalten durch einen Traum.

Die Uraufführung erntete manche Bravorufe. Mahlers Vierte versöhnte dann fast mit dem Mozart: schöne Bögen, gehaltene Energie trotz der Überlänge des Stücks. Und Christiane Karg sang die "Himmlischen Freuden" wie ein Engel auf Erden.