Das britische Trio Esben And The Witch entfaltet magische Kraft im Molotow - mit mächtig-dunklen Klangmassiven und düsterer Zartheit.

Hamburg. Wer derzeit auf die britische Musikszene blickt, wird immer wieder mit Brighton konfrontiert. Das Seebad, eine Autostunde von London entfernt, ist ein Ort, den sich eine ganze Reihe junger Bands ausgesucht hat, um hier zu leben und Musik aufzunehmen. Die Mieten sind günstiger als in der Hauptstadt, Klubs gibt es jede Menge, popinteressiertes Publikum auch. British Sea Power und The Go!Team haben im Januar neue Alben veröffentlicht, die Kooks sind im Studio, Soulsängerin Andreya Triana ist gerade von London an den Ärmelkanal gezogen und eine neue Hype-Band aus Brighton gibt es auch: Esben And The Witch.

Das Trio hat sich nach einem düsteren dänischen Märchen genannt, sein Debütalbum trägt den Titel "Violet Cries", das Cover zeigt eine in zartem Magenta gehaltene frostige Sumpflandschaft. Die Kälte des Covers entspricht der Musik von Esben And The Witch. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Synthesizer entwerfen mächtige und dunkle Klangmassive. Das Zuhören ist wie ein Trip in eine verwunschene Bergwelt mit dichten Wäldern, wabernden Nebeln, mit Trollen und Feen, die den Wanderer aus unsichtbaren Verstecken beobachten. Eine Sonne zeigt sich hier nirgends. Doch dann ist da diese Stimme, die aus der Undurchdringlichkeit herausklingt. Zart, betörend und anziehend. Fast wie eine der Sirenen, die Odysseus auf seiner Irrfahrt durch die Ägäis ins Verderben locken wollten.

Die Stimme gehört Bassistin Rachel Davies. Sie ist der helle Punkt in diesem schwarzen Klangkonzept. Die drei jungen Musiker orientieren sich an Rockmusik der späten 70er-Jahre, an The Cure oder Siouxsie and The Banshees, aber auch dem melancholischen Düster-Pop von Gothic-Bands wie Dead Can Dance oder This Mortal Coil. "Violet Cries" hat wegen dieser vielen Bezüge etwas vom Besuch eines Rockmuseums, doch wirkt Esben And The Witch alles andere als museal.

Lange gab es keine Band mehr, die sich auf obige Vorbilder besonnen und versucht hat, etwas Vergleichbares zu kreieren. Die Songs der Band entfalten eine magische Kraft, was die englische Presse gleich wieder in Jubelstürme ausbrechen ließ. "Nightmare Pop", Albtraum-Pop, ist die aktuelle Wortschöpfung zu Esben And The Witch. "Die Songs bluten ineinander", sagt Gitarrist Thomas Fisher.

Wenn das Trio im Molotow auftritt, wird auf der Bühne kein Schlagzeug aufgebaut sein, denn Daniel Copeman spielt wie Fisher ebenfalls Gitarre. Die wuchtigen Schlagzeug-Parts kommen aus einem Drumcomputer. Nur in der Mitte der Bühne steht eine Trommel, auf die alle drei draufschlagen.

Die Songs haben kriegerische Titel wie "Marine Fields Glow", "Warpath" und "Battlecry", doch Kriegsmetaphorik findet sich in den Texten nicht. So wie die Musik von Esben And The Witch viele mögliche Assoziationen zulässt, sind auch bei den Texten verschiedene Interpretationen möglich. Die Lyrik der Band ist verstiegen und geheimnisvoll, aber genau das macht den Reiz dieser märchenhaften Band aus.

Esben And The Witch Mo 14.2., 21.00, Molotow (U St. Pauli), Spielbudenplatz 5, Karten zu 11,10 im Vorverkauf; www.esbenandthewitch.co.uk