Scheidender Chefdirigent der Hamburger Camerata mit Ovationen gefeiert

Hamburg. Früher habe er sich aus lauter Rage schon mal den Taktstock in die Hand gebohrt, gestand Max Pommer dem Moderator Rolf Seelmann-Eggebert und seinem mitfühlend geschockten Publikum in der Laeiszhalle. Heute müssen wir uns wohl keine Sorgen mehr machen: Die Phase der gesundheitsgefährdenden Temperamentsausbrüche scheint überwunden. Beim großen Jubiläumskonzert zu seinem 75. Geburtstag und gleichzeitigen Abschied von der Hamburger Camerata gab sich der Dirigent jedenfalls meist heiter und altersmilde. Die passte gut zum einleitenden Stück aus Strauss' "Capriccio", in dem Pommer die Streicher seiner Hamburger Camerata mit entspannten Gesten durch die raffinierten Farbspiele führte.

In der Ballettmusik "Apollon Musagète" von Igor Strawinsky wäre dann allerdings mitunter durchaus ein etwas strengerer Zugriff angebracht gewesen. Da bewältigten nicht alle Streichersolisten ihre Partien so, wie es der Komponist wollte und es mancher Besucher gern gehört hätte.

Apoll, der Musenführer, der Gott der Künste und des Lichts, war eine Art Schutzpatron des Konzerts - und deshalb durfte Mozart natürlich nicht fehlen. Schließlich galt er lange Zeit als Inbegriff des apollinischen Komponisten. Die junge Pianistin Olga Scheps entsprach diesem Ideal nahezu perfekt. Sie beseelte die dunkle Sinnlichkeit des d-Moll-Klavierkonzerts mit ihrem klaren, elfenbeinhellen Ton und sanglicher Phrasierung. So ein feines Gespür für geschmackvoll zurückgenommene Melodieenden hätte man auch den Holzbläsern der Camerata gewünscht.

Mit Mozarts Haffner-Sinfonie fand das Konzert seinen umjubelten Abschluss. Dabei demonstrierte Pommer etwa beim zünftigen Menuett und im virtuos wirbelnden Finale, dass Altersmilde keinesfalls mit nachlassenden Kräften einhergehen muss. Am Ende genoss er die Standing Ovations.