Mit der Ästhetik ist es so eine Sache, sie verwandelt ja im Prinzip alles in ein lohnenswertes Ansichtsobjekt. Die Detroit-Fotos von Yves Marchand und Romain Meffre sind so schön, dass es schmerzt. In zweierlei Hinsicht: Sie sind technisch so gut, dass zum Beispiel die unter Fotografen berühmte "Ausleuchtung" für ein perfektes In-Szene-Setzen menschenleerer Orte sorgt. Zum anderen zeigen sie eine heruntergekommene Stadt, die vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert noch so groß wie Hamburg war und jetzt nur noch 900 000 Einwohner hat. "Motor City" wurde Detroit einst genannt, aber mit dem Niedergang der amerikanischen Autoindustrie verfiel auch die Stadt. Wer konnte, zog in die Vororte, die Suburbs. In Detroit-City blieb nur der schwarze Teil der Bevölkerung.

Detroit zerfällt - und mit ihm seine Theater und Ballsäle, seine Sportstätten, Fabriken und Bibliotheken. Seine Bürgervillen und Schwimmbäder stehen leer: Eine gruselige Stadtlandschaft, menschengemacht - und nun menschenverlassen. Die Fotos der Franzosen sind überwältigend. Ganz große Kunst.

Yves Marchand/Romain Meffre: The Ruins of Detroit, Steidl. 200 S., 88 Euro (englischsprachig)