Einfühlsam arbeitet das Historien-Drama “Die Kinder von Paris“ ein Trauma auf

Nach dem Zweiten Weltkrieg wäre jeder Franzose gern ein Widerstandskämpfer gegen Hitler und die deutschen Besatzer gewesen. Doch die Realität sah anders aus: Große Teile der Bevölkerung hatten ihr Fähnlein nach dem Wind gehängt und die Nationalsozialisten unterstützt. Ein besonders schlimmes Kapitel dieser Kollaboration war eine Razzia am 16. Juli 1942 mit dem zynischen Titel "Operation Frühlingswind". Im Auftrag der einheimischen Vichy-Regierung verhafteten französische Polizisten 13 152 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Sie wurden in das Pariser Radsportstadion gepfercht, später in Konzentrationslager und von dort in die deutschen Vernichtungslager in Polen gebracht.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Rose Bosch hat sich dieses jahrzehntelangen Tabuthemas angenommen und in ihrem Film "Die Kinder von Paris" historisch sehr detailliert umgesetzt. Sie schildert den Leidensweg exemplarisch an den Bewohnern eines Hauses am Montmartre und hier vor allem aus der Sicht des elfjährigen Joseph Weismann (Hugo Leverdez), die den brutalen Häschern in die Falle gehen und abtransportiert werden.

Die stärksten Szenen spielen sich im Velodrom d'Hiver ab, dort waren die jüdischen Landsleute fünf Tage lang ohne Wasser, Nahrung und ausreichende Hygiene zusammen eingesperrt. Das Leid, das Menschen anderen Menschen angetan haben, ist beim Anblick dieser Bilder fast körperlich spürbar.

Bosch zeigt auch ein differenziertes Bild, wie die Franzosen mit ihren jüdischen Landsleuten umgegangen sind. Auf der einen Seite brutale Sicherheitskräfte, die ihren Sadismus im Schutz ihrer Uniform ausleben können, oder die dicke Bäckersfrau, die an Juden nichts mehr verkauft; auf der anderen Seite aber auch die vielen, die gegenüber den Verfolgten keine Ressentiments hegten und diese Razzia als ein menschenverachtendes Unrecht angesehen haben und unter Gefahr für das eigene Leben geholfen haben. Manchmal übertreibt die Regisseurin die Sentimentalität etwas, vor allem beim Einsatz der Musik, doch besonders in den Szenen mit den Kindern weckt sie große Empathie.

++++- Die Kinder von Paris F 2010, 120 Min., ab 12 J., R: Rose Bosch; D: Mélanie Laurent, Hugo Leverdez, Anne Brochet, Catherine Allegret, Jean Reno, täglich im Cinemaxx Dammtor, Koralle-Kino, Passage; Internet: http://www.die-kinder-von-paris.de