Die Philharmoniker unter Michael Schønwandt in der Laeiszhalle

Hamburg. Manchmal haben kleine Pannen doch auch ihr Gutes: Weil der Harfenistin eine Saite gerissen war, musste Michael Schønwandt vor dem Andante aus der ersten Sibelius-Sinfonie ein paar Minütchen warten. Als es dann weiterging - und alle Bronchialkranken in der Laeiszhalle noch einmal ordentlich gehustet hatten -, geriet der Satz dafür besonders schön: Wunderbar warm sangen die Streicher der Philharmoniker Hamburg das Thema, das unverkennbar von nordischer Melancholie erzählt. Mit seinen düster gründelnden Fagottfarben und den teilweise schroff aufragenden Klangblöcken passt die Sinfonie ohnehin hervorragend ins Bild einer typisch finnischen Klanglandschaft.

Dass es da aber sehr wohl auch hitzig brodeln und urplötzlich überkochen kann, zeigten Maestro Schønwandt und das Orchester im kraftvoll vorandrängenden ersten Satz und im packenden (wenn auch nicht patzerfreien) Finale. Nach so einem Meisterwerk fragt man sich wieder einmal, warum Sibelius, dieser großartige Sinfoniker, in Deutschland immer noch hartnäckig unterschätzt wird. Am mangelnden Temperament seiner Musik kann es jedenfalls nicht liegen.

Einige feurige Facetten der skandinavischen Musik waren auch schon zu Beginn des Konzerts zu erleben, als Schønwandt das Stück "Pan und Syrinx" seines dänischen Landsmannes Carl Nielsen dirigierte: eine farbenreiche Naturszene, die mit sanft wiegenden Wellenbewegungen beginnt, aber sich dann, angetrieben vom Schlagwerk, zu einer wilden Jagd steigert und die Klarinette kreischen lässt. Dort wie auch in anderen Passagen präsentierten sich die Holzbläser der Philharmoniker in exzellenter Form.

Nicht ganz so überzeugend klang dagegen Mozarts Jupiter-Sinfonie vor der Pause. Zwar weckte Schønwandt, hier ohne Taktstock, Spielfreude und federnden Schwung - doch erreichte die Interpretation nur selten jene Transparenz und artikulatorische Prägnanz, wie man sie von vielen Kammerorchestern mit und ohne Originalinstrumente kennt. Vielleicht war die Besetzung dafür einfach zu groß.