Sidi Larbi Cherkaoui gastiert mit seinem unterhaltsamen Tanztheater auf Kampnagel

Kampnagel. In den 90er-Jahren gehörte Sidi Larbi Cherkaoui zu Alain Platels Ensemble Les Ballets C. de la B. und tanzte in dessen Produktionen auch auf den Bühnen der Kampnagelfabrik. Im Genter Kreativkollektiv zum Choreografen herangereift, startete der Tanzkünstler 2000 mit "Rien de rien" durch. In den folgenden Stücken "Tempus fugit", "Foi", "Myth" und "Apocrifu" umkreist er in verschiedensten Formen die Fragen von Leben und Tod und stellt sich auch dem Widerstreit von Kulturen und Religionen.

Der Sohn eines Marokkaners und einer Belgierin wuchs im Zwiespalt derer beider Glaubensrichtungen auf. Cherkaoui ist vertraut mit der Bibel wie mit dem Koran - und begann gegen die rigiden Gesetze und die Körperfeindlichkeit in den Schriften anzutanzen. Hin- und hergerissen zwischen Ansprüchen, wirft er buchstäblich seinen Körper in den Kampf mit Gottes Wort - und sucht seine Befreiung in der Kunst.

Im jüngsten Stück "Babel (Words)" beschäftigt Cherkaoui sich mit der Sprachverwirrung, die Gott als Strafe über die Menschen verhängte, und zieht Parallelen zur globalisierten Gegenwart. Was eher nach Ernst und Theorie klingt, präsentiert der Choreograf mit überraschend viel Komik, Slapstick und Witz. In keinem seiner Stücke ist bislang so viel gestikuliert und gequasselt worden. Missverständnisse und Sprachverwirrung werden nicht nur tänzerisch, sondern auch in kabarettreifen Szenen ausgetragen. Automatenhaft agierende Japaner und palavernde Südländer treffen auf arrogante Amerikaner. In "Babel (Words)" bieten Cherkaoui und seine großartige Gruppe auf der von Designer Antony Gromley mit Skulpturen aus Leichtmetall gestalteten Bühne aufregend dynamisches, vitales und ein sehr unterhaltsames Tanztheater.

Babel (Words) Mi 9.2. bis Sa 12.2., jew. 20.00, Kampnagel (U Borgweg, Bus 172/173), Jarrestr. 20, Karten von 8,- bis 36,-, T. 27 09 49 49; Internet: www.kampnagel.de