Heute ist die Barockoper als Diplom-Inszenierung in der Hochschule zu erleben
HfMT. Über zwei Jahrhunderte lang war Georg Friedrich Händels Oper "Teseo" gründlich in Vergessenheit geraten. Die Diplom-Inszenierung von Sebastian Gruner, die heute noch einmal im Forum der Musikhochschule über die Bühne geht, ist erst die fünfte Inszenierung im deutschen Sprachraum seit 1947.
Es braucht offenbar einen starken Grund, um Händels Oper aus dem Jahr 1712 heute wieder auf die Bühne zu stellen. Die Handlung bietet den kaum, wurde die Liebesintrige in "Teseo" vom Librettisten Niccolo Haym doch allzu sehr nach Schema F gezimmert: Teseo liebt Agilea, Agilea liebt Teseo. Doch König Egeo will Agilea für sich, während Egeos Verlobte Medea auf Teseo ein Auge geworfen hat. Am Schluss wird alles gut, weil Teseo sich als Egeos verschollener Sohn entpuppt und Medea in den Orkus fährt.
Rudolf Kelber und sein Ensemble laufen zur Hochform auf
Die Figur der Medea alleine wäre ein Grund, diese Oper dem Vergessen zu entreißen, gelingt Händel hier doch ein großartiges Charakterporträt einer wütend-leidenschaftlichen Frau. Dirigent Rudolf Kelber und sein Cythara-Ensemble laufen zur Hochform auf, wo es gilt, die skythische Furie mit dunklen Farben und markanten Unisoni zu charakterisieren. Und auch Bühnenbildner Nikolaus Webern hatte eine begnadete Idee, nämlich die furiose Medea (Susanne Wiencierz) mit einer Neonlicht-Krone zu illuminieren.
Doch Regisseur Sebastian Gruner vergibt diese und alle anderen Chancen, den barocken Schatten wieder Leben einzuhauchen. Er zieht den Stoff stattdessen auf weiten Strecken ins Alberne: Egeo wird vom Countertenor Harald Maiers als tattriger Lustgreis gegeben.
Dass die Rolle des Teseo nicht mit einem Countertenor, sondern mit einer Mezzosopranistin besetzt wurde, ist für Barockopern nicht unbedingt mehr State of the Art. Doch Gabriele-Betty Klein und ihre Kolleginnen Hanna Zumsande (Agilea) und Sheida Damghani (Clizia) entschädigen mit ihrem Gesang für (beinahe) alles.
Sie allein rechtfertigen diese späte Wiederauferstehung von Händels Barockoper "Teseo".
Teseo heute 19.30, noch am 25.2., 27.2., 1.3., Forum der Hochschule für Musik und Theater (Bus 109), Harvestehuder Weg 12/Eingang Milchstraße, Karten zu 16,-/8,50 unter T. 45 33 26 und 44 02 98
(ist)