Am Sonntag feiert die Gesangsstudentin Sara-Maria Saalmann mit der Kinderoper “Die Schneekönigin“ Premiere in der Opera piccola.

Kampnagel. Wenn die Eltern Nachtschicht haben, ist die sechsjährige Sara-Maria oft allein zu Hause. Dann schleicht sie sich an den Fernseher. Aber sie sieht sich keine Tierfilme oder Cartoons, sondern Opern: "Tosca", "La Bohème", "Carmen". "Ich war in die Oper verliebt", erzählt Sara-Maria Saalmann 14 Jahre später und lacht. "Meine Eltern haben es natürlich irgendwann gemerkt. Wenn Opernplatten liefen, habe ich die Arien von Maria Callas und Montserrat Caballé mitgesungen."

Inzwischen ist Saalmann selbst auf dem besten Wege, Opernsängerin zu werden. Sie studiert Gesang an der Hamburger Musikhochschule bei Turid Karlsen, und sie singt die Titelpartie, wenn morgen auf Kampnagel "Die Schneekönigin" Premiere hat, Pierangelo Valtinonis Vertonung des Märchens von Hans Christian Andersen. Die Reihe "Opera piccola" der Staatsoper feiert damit zehntes Jubiläum, dank finanzieller Hilfe von Haspa und Opernstiftung. Regie führt Nicola Panzer, die musikalische Leitung hat Benjamin Gordon.

Saalmann ist ein Gewächs der Opera piccola, wenn man so will: Bei der ersten Produktion 2001 hat sie eine Hauptrolle gesungen; jetzt ist sie zum fünften Mal dabei - mit einem richtigen Vertrag. Für eine Hauptrolle ist sie zu alt, denn bei der Opera piccola sind fast alle Rollen mit Kindern besetzt. Saalmann war Mitglied der Hamburger Alsterspatzen, hat Kinderrollen am Großen Haus der Oper gesungen und zweimal bei dem Wettbewerb "Jugend musiziert" auf Bundesebene den 2. Preis gemacht: eine tolle Karriere für eine 20-Jährige. Wenn sie erzählt, mit Händen, Füßen und strahlenden Augen, dann kann man förmlich greifen, wie sehr das Singen sie schon immer erfüllt hat.

Saalmanns Werdegang ist der Gegenbeweis zu der verbreiteten Ansicht, Oper sei nur etwas für Kinder aus den so genannten besseren Kreisen. Saalmanns Vater arbeitet bei der Hochbahn, ihre Mutter ist Zahnarzthelferin. Sie haben ihre Tochter nie unter Druck gesetzt, aber sie unterstützt, wo es ging.

"Singen ist wichtig für alle Kinder", sagt Saalmann und fasst damit mal eben die Erkenntnisse von Neurobiologie und Musikpsychologie zusammen. Die haben nämlich wissenschaftlich erhärtet, was der Volksmund bereits seit Goethes Zeiten sagt und singt: "Wo man singt, dort lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder." An diesem Wochenende veranstaltet der Landesmusikrat Hamburg eine Fachtagung über das Singen mit Kindern. Dabei geht es keineswegs nur um Hochleistungssport wie Operngesang, sondern auch und gerade um das Singen im Alltag, das dem kindlichen Gehirn so viele elementare Entwicklungsanreize gibt. So tritt ein Kind beim gemeinsamen Singen mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit dem in Beziehung, was es gerade umgibt. Es bringt dadurch ganz unterschiedliche Netzwerke des Gehirns in Verbindung. Das fördert die Selbstwahrnehmung und soziale Kompetenzen wie Einfühlung und Teamfähigkeit. Vor allem aber, sagt Sara-Maria Saalmann - und sie muss es wissen: "Ein Kind, das singt, ist glücklich."

Die Schneekönigin Premiere So 6.2., 17.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestr. 20, Restkarten zu 20,-/erm. 8,- unter T. 27 09 49 49; www.staatsoper-hamburg.de