Wie viele Buhmänner verträgt eigentlich ein Krimi am Sonntagabend? Im dritten Fall des vor einem Jahr runderneuerten Rostocker "Polizeiruf 110" bekommen es die Ermittler Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) gleich mit mehreren bösen Buben zu tun: einem geldgeilen Pharma-Chef, einem serbischen Mafiaboss und einem korrupten Staatsanwalt, der ihre Verbrechen deckt. Auch Kommissar Bukow wird von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt, und König muss gegen ihren klobigen Kollegen ermitteln.

Regisseur Eoin Moore verlangt etwas zu viel vom Zuschauer. Man muss zuhören, dranbleiben, kombinieren - und hat trotzdem kaum eine Chance bei diesem derart vertrackten, temporeichen Fall, in dem der Tod eines Serben die Fall-Analytikerin und den mürrischen Kommissar auf die Spur eines verzweifelten Vaters führt.

Lutz Brückmann (Andreas Patton) versucht seit dem Tod seiner Tochter nach einer Impfung, einen Rostocker Pharmakonzern zur Rechenschaft zu ziehen. Aber auch der Serben-Mafioso Subocek (Aleksandar Jovanovic), der mit dem Pharma-Snob dreckige Geschäfte macht, ist verdächtig.

Der "Polizeiruf 110: Feindbild" ist eine verworrene Mischung aus Gangsterthriller, Familiendrama und Wirtschaftskrimi. Aber Moore, der bereits beim erfolgreichen Debüt im letzten Jahr ("Einer von uns") verantwortlich zeichnete, weiß, wie er den Zuschauer zu packen hat: Zwischen König und Bukow fliegen wieder die Fetzen. Der herrlich prollige Muffelkommissar öffnet sich jedoch auch erstmals seiner Kollegin und erzählt in einer tränenrührenden Szene von seiner kriminellen Vergangenheit. "Erklär mir meine Rechte, sperr mich ein, ich will von dir verhaftet sein ...", singt der harte Hund im Auto zu den Klängen von Element of Crime mit. Wie sich das ungleiche Ermittlerpaar annähert, ist auf jeden Fall spannender als Pharma-Verschwörung und Mafia-Gemauschel.

"Polizeiruf 110: Feindbild" Sonntag, 6.2., 20.15 Uhr, ARD