Robert Aldrichs Thriller-Klassiker “Ein Zug für zwei Halunken“ mit Lee Marvin und Ernest Borgnine aus dem Jahr 1973 ist nun auf DVD erschienen.

Ab morgen kann man Robert Aldrichs "Ein Zug für zwei Halunken" in den DVD-Player schieben. Der Thriller aus dem Jahr 1973 war bisher in Deutschland auf diesem Medium noch nicht erschienen. Er widmet sich der Zeit der Großen Depression, die von Mervyn LeRoys "Jagd auf James A." bis zu Don Siegels "So enden sie alle" oft Gegenstand filmischen Erzählens war.

Der Regisseur hat sich zwei Stars an Bord geholt, mit denen er bereits in seinem Klassiker "Das dreckige Dutzend" gute Erfahrungen gemacht hatte: Lee Marvin und Ernest Borgnine. Borgnine spielt Shack, einen hasserfüllten und sadistischen Lokführer, der seinen Zug als persönliches Eigentum betrachtet und sich damit brüstet, kein Obdachloser werde in diesen je einen Fuß setzen, wenn er den Fahrpreis nicht zahlen könne. Natürlich versucht es doch einer: Lee Marvin ist Ass Nr. 1, ein Ober-Hobo und ein stolzer und selbstgerechter Antagonist. Als junger Wilder "Cigaret" ist auch David Carradine mit dabei.

Der Film heißt im Original "Emperor of the North", "Herrscher des Nordens". Das bezieht sich auf eine bittere Feststellung der damaligen Obdachlosen: Hätten sie einen König, könne dieser nur den Nordpol regieren, also über unfruchtbares Land.

"Ein Regisseur ist ein Psychiater, Ringrichter und Schiedsrichter", hat Aldrich gesagt. Kein Wunder, dass das Inszenieren von Gruppenkonflikten zu seinen Spezialitäten gehörte. Hier hat er die Rolle des Bösewichts an Borgnine vergeben, obwohl dieses Fach eher die Spezialität von Marvin war, einem der besten Fieslinge der Filmgeschichte.

Beim Filmstart wurden von Kritikern die Eindimensionalität von Shack und die etwas unklaren Motive der Charaktere kritisiert. Dafür durften diese sich aber in einigen exzessiven Gewaltszenen austoben. Im finalen Duell kämpfen Marvin und Borgnine mit Äxten, Brettern, Zähnen und Nägeln gegeneinander. Diese Szenen gelten als ein Meisterstück Aldrichs, das trotz seiner Brutalität immer noch sehenswert ist. 31 Jahre später hat Robert Zemeckis Szenen aus dem Film in "Der Polarexpress" zitiert. Und auch Aldrich war filmhistorisch gut eingebettet: Die Schienen, auf denen er sein Railroadmovie drehte, dienten 1926 schon Buster Keaton bei seinem Stummfilmklassiker "Der General" als Location.

Zum Film gibt es als Bonusmaterial deutsche und englische Trailer, ein 28-seitiges Booklet, ein siebenminütiges Making-of und einen Audiokommentar des amerikanischen Filmhistorikers Dana Polan.

Ein Zug für zwei Halunken 115 Minuten, ab 16 Jahren, Koch Media