Simone Kermes kommt mit ihrem göttlichen Sopran und Delikatessen des Barock

Laeiszhalle. Die Sopranistin Simone Kermes rückt die Dinge gerne gerade, und um ein saftiges Wort ist sie dabei nicht verlegen. Druckbar ist deshalb nicht alles, was sie über den Schwierigkeitsgrad oder die sinnliche Qualität mancher der Barockarien sagt, die sie auf ihren beiden letzten, selbst produzierten Alben "Lava" und "Colori d'amore" singt. Sie klingen mal unbeschreiblich süß und schwer, wie teures Parfüm, dessen Lockstoff man sich willenlos ergibt, mal gepfeffert, voller Power und Drive. Die Noten darin stellen sich allerdings manchmal auch für eine so erfahrene Interpretin wie Simone Kermes als Hürdenlauf erster Güte dar, aber das soll man ihnen natürlich keinesfalls anhören.

Bei allem Temperament ist sie eine höchst subtile Interpretin

Wenn das mit einem göttlichen Sopran und einer vorzüglichen Ausbildung gesegnete Leipziger Vollweib heute mit Le Musiche Nove, einem Delikatessen-Ensemble italienischer und österreichischer Barock-Spezialisten unter der Leitung des Alte-Musik-Ausgräbers Claudio Osele, in Hamburg auftritt, darf man sich auf eine ungeheuer temperamentvolle, dabei höchst subtile Interpretin freuen.

Und auf einen Abend der Entdeckungen. Die meisten Arien auf den erwähnten Alben sind Ersteinspielungen von Komponisten aus der Neapolitanischen Schule und aus dem Wien um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu denen gehört neben so klangvollen italienischen Namen wie Porpora, Pergolesi, Scarlatti oder Bononcini auch der Bergedorfer Großmeister Johann Adolf Hasse. Diese Arien klingen so toll, dass man lange suchen müsste, um Musik vergleichbaren emotionalen Reichtums zu finden.

Mit einem entrückten, aber absolut präsenten Piano trifft sie ins Herz

Kermes ist eine Perfektionistin der Leidenschaft. Im Konzert dampft und jubiliert ihre Stimme; schon im nächsten Moment trifft sie den Hörer durch ein entrücktes, dabei absolut präsentes Piano ins Herz. "Tiefe und Ehrlichkeit" sucht diese Sängerin, "den Moment, wo die Zeit kurz stehen bleibt." Und übrigens, Koloraturarien seien gar nicht so schwer: "Dieses schneller, höher, weiter, diese Oberflächlichkeit in der Musik, nervt mich. Koloratur war doch nur eine unter vielen Farben. Es ist das Lyrische, das die Leute berührt." (TRS)

Simone Kermes & Le Musiche Nove Mi 2.2., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Tickets zu 17,- bis 89,25 unter T. 01805/ 447 07 77 bzw. an der Abendkasse; Infos unter www.simone-kermes.de