Die Klarinettistin Sabine Meyer macht rare Kammermusik in der Laeiszhalle

Laeiszhalle. Salons hat es viele gegeben im 19. Jahrhundert. Wir machen uns kaum noch einen Begriff vom damaligen Niveau dieser künstlerisch-gesellschaftlichen Treffen mit Musik, Lesung und geistreicher Konversation. Der Maler Moritz von Schwind hat die Urform der "Schubertiade" überliefert: In einem Biedermeiersalon drängen sich die Menschen um einen Flügel und seinen Spieler mit der markanten Brille. Es ist der Komponist höchstselbst, der seinem Freundeskreis vorspielt.

"Schubertiaden" als eigenes Konzertgenre, nämlich Konzerte mit Programmschwerpunkt auf Schuberts Musik, gibt es heute an vielen Orten. Wenn heute Abend die Klarinettistin Sabine Meyer, die Sopranistin Juliane Banse und der Pianist Aleksander Madjar in die Laeiszhalle kommen, dominiert Schuberts Musik zwar nicht der Menge nach. Doch der Geist der Schubertiaden umweht das Programm. Schließlich haben die Künstler nicht nur Schuberts "Der Hirt auf dem Felsen" aufs Programm gesetzt, das berühmteste Werk für diese ungewöhnliche Kammermusikbesetzung: Das Lied "Auf Flügeln des Gesanges" von Schuberts engem Freund Franz Lachner leiht dem Abend seinen Titel. In den sechs Jahrzehnten, um die er Schubert überlebt hat, hat er eine große Karriere gemacht, nach seinem Tod geriet er jedoch alsbald in Vergessenheit. Erst in den vergangenen Jahren hat man seine Werke wieder ausgegraben. Insbesondere seine Lieder sind von ähnlicher Dringlichkeit und harmonischer Verdichtung wie die Schuberts, bleiben aber in der Tonsprache ganz eigenständig.

Futter für Neugierige bieten auch die "Sechs Deutschen Lieder" für Sopran, Klarinette und Klavier von Louis Spohr und die "Drei Fantasiestücke" von Robert Schumann.

Auf Flügeln des Gesanges heute 19.30, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 20,- bis 60,- unter T. 66 36 61; www.proarte.de