LIVE-Kolumnist Sven Amtsberg gibt überraschende Details über die reale Vorlage des Filmes “Das gelbe Haus am Pinnasberg“ preis.
Hamburg. Berühmte Häuser gibt es in Hamburg viele, aber nur nach wenigen hat man sogar Filme benannt: "Davidwache", "Große Freiheit Nr. 7" und eben "Das gelbe Haus am Pinnasberg", ein fast sozialkritischer Erwachsenenfilm, den man dieser Tage noch einmal im B-Movie bestaunen kann.
Was viele nicht wissen ist, dass es dieses Haus tatsächlich gab. Und was fast keiner weiß, dass es meinem Onkel und meiner Tante gehörte, einem zu abwegiger Freizügigkeit neigenden Paar, das in einigen Kreisen als Erfinder des Swingens gilt und auf das das Bonmot "Alles kann, nichts muss" zurückgehen soll - der Legende nach die Erwiderung meines Onkels auf fast jede Aufforderung meiner Tante.
Sie war es auch, die meinen Onkel nötigte, es gelb zu streichen. Erlag sie doch dem Irrglauben, Gelb mache schlank. Selbst wenn es nur die Farbe des Hauses war, das man bewohnte.
Wenngleich der Anstrich keinerlei Auswirkung darauf hatte, dass das Fett meine Tante weiterhin anfiel wie ein Fuchs eine Gans, so zog es doch mit einem Mal allerhand Leute an, die zu glauben schienen, dass etwas an diesem Haus besonders war. Ein gelbes Haus, noch dazu auf der Spitze des höchsten Bergs St. Paulis, das konnte nicht normal sein. Und sahen sie dann noch meine Tante, die nackt aus einem der Fenster lachte, dann war man sich fast sicher.
Immer mehr kamen, um Fotos von sich vor dem gelben Haus auf dem Pinnasberg zu machen. Und vermutlich existieren heute noch Tausende solcher Fotos, nur dass man sie nicht sofort als solche erkennen wird. Entstanden sie doch zu einer Zeit, als die Farbfotografie noch in den Kinderschuhen steckte. Einzig anhand meiner Tante könnte man sie identifizieren. Denn lange glaubte sie, die Leute kämen ihretwegen, und auf fast jedem dieser Fotos sieht man sie prinzessinnengleich aus einem der Fenster winken. Und hätte sie geahnt, dass es einmal einen Film über ihr Haus geben würde, sie hätte ganz sicher vor Glück geweint.