Clint Eastwoods neuer Film “Hereafter“ reflektiert das Thema Nahtod-Erfahrung. Mit dabei sind Matt Damon und Cécile de France.

Wer als Kinobesucher glaubt, dass "Hereafter - Das Leben danach" neue Hinweise über ein mögliches Leben nach dem Tod bescheren wird, wird enttäuscht sein. Im Gegenteil: Regisseur Clint Eastwood entlarvt jene selbst ernannten "Medien" als Betrüger, die behaupten, Stimmen aus dem Jenseits zu hören. Und auch Drehbuchautor Peter Morgan glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod. "Hereafter" beschäftigt sich mit Phänomenen wie der Nahtod-Erfahrung und den Energieströmen, die es Menschen mit besonderen Fähigkeiten ermöglichen, Dinge zu sehen, die sie eigentlich nicht wissen können.

George (Matt Damon) ist so ein Mann, der glaubt, durch einen Händedruck eine Verbindung zum Jenseits aufbauen zu können. Doch all das, was George seinen Klienten sagt, hätten sie auch selber in sich finden können. Er scheint mehr in das Unterbewusstsein dieser Menschen einzudringen als in Bereiche außerhalb des Diesseits. Gleichwohl macht diese Gabe ihm Angst. Georges Bruder möchte dessen Fähigkeiten im großen Stile vermarkten, doch er selber empfindet es als Fluch, dass fremde Menschen ihm ihr Vertrauen schenken und er die letzte Hoffnung für sie wird, unerledigte Dinge gerade rücken zu wollen.

Als eine junge Frau, die George in einem Kochkursus kennengelernt hat, nach einer Jenseits-Session spurlos aus seinem Leben verschwindet, verlässt er San Francisco und fliegt nach Paris, begibt sich auf die Spuren des von ihm verehrten Dichters Charles Dickens. In der französischen Hauptstadt trifft George bei einer Literaturmesse auf die französische Journalistin Marie (wieder einmal hinreißend: Cécile de France), die den Tsunami in Südostasien überlebt und darüber ein Buch geschrieben hat, sowie den englischen Schuljungen Marcus (Frankie/George McLaren), der über den Unfalltod seines Bruders nicht hinwegkommt. Auf zufällige Weise, aber sehr plausibel erzählt, kreuzen sich die Wege dieser drei Menschen, die dem Tod so nahe gekommen sind.

Als Hilfe für uns Lebende taugt der Film nicht. Doch Eastwood reflektiert den Tod in diesem beeindruckenden Alterswerk und regt zum Nachdenken an. Auf eine geradezu unaufgeregte Art und dabei sehr spannend beschäftigt der 80 Jahre alte Regisseur sich mit dieser Grenze zwischen Leben und Tod, wobei "Hereafter" spektakulär beginnt. Die lange Eröffnungssequenz zeigt, wie das gewaltige Seebeben 2004 ein asiatisches Feriendorf überschwemmt und Marie von den Fluten unter Wasser gedrückt wird. Hilflos den Wassermassen und den Autos, Brettern und Balken von zusammengestürzten Häusern ausgesetzt, die von der Flut mitgerissen werden, knallt sie mit dem Kopf gegen einen Pfeiler, verliert das Bewusstsein und gleitet hinüber in den Tod. Alles um sie herum wird weiß, Visionen tauchen auf. Durch eine glückliche Fügung wird Marie gerettet. Doch ihr Leben ändert sich anschließend völlig, weil sie lange braucht, um diese Grenzerfahrung zu verarbeiten.

Auf erschreckende Art wird diese Katastrophe mit mehr als 100 000 Toten in dieser langen Anfangssequenz noch einmal lebendig. Eastwood selber hat ähnliche traumatische Erfahrungen mit dem Element Wasser gemacht wie seine Protagonistin Marie: Als junger Mann stürzte er mit einem Marineflugzeug ins Meer und wurde erst nach Tagen gerettet.

++++- Hereafter - Das Leben danach USA 2011, 127 Min., ab 12 J., R: Clint Eastwood, D: Matt Damon, Cécile de France, Frankie/George McLaren, Bryce Dallas Howard, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor, Koralle-Kino, UCI Othmarschen-Park; www.hereafter/warnerbros.com