Hamburg. Der Name seiner Selbsthilfegruppe passt ihm gar nicht: "Altern heißt nicht trauern". Trauern? Lothar Dombrowski, renitenter Rentner par excellence, will nicht trauern, er will politisch etwas bewegen, im Kampf Arm gegen Reich ein Zeichen setzen. Nur, verdammt, welches?

Der Rentner Dombrowski ist die Paradefigur des Kabarettisten Georg Schramm, 61, der mit seinem neuen Programm jetzt im St.-Pauli-Theater gastiert. "Meister Yodas Ende. Über die Zweckentfremdung der Demenz" zeigt Schramm, der zwölf Jahre als Psychologe in einer neurologischen Rehaklinik gearbeitet hat, in absoluter Bestform. Nie war Schramm bissiger, nie war er politischer, nie war er komischer.

Im Schlepptau Dombrowskis bringt Schramm seine anderen tragikomischen Helden auf die Bühne, den großsprecherischen Oberstleutnant Sanftleben und August, diesen verzweifelt-komischen Sozialdemokraten, der seine geliebte Frau aus dem Friedhofsgrab klauen lässt, um sie im heimischen Schrebergarten zu verscharren.

Schramm verfügt über glänzende schauspielerische Fähigkeiten, seine satirischen Spitzen sitzen - egal, ob er über "Politiker, die ihre intellektuellen Sprechblasen in Talkshows entleeren" wütet, über "bildungsferne Unterschichtsmännchen und junge Muselmännchen", über den Afghanistan-Krieg, das Böse an sich, Testosteron in der Steinzeit, Stuttgart 21. Nie reizte Zorn mehr zum Lachen.

Und irgendwann gegen Ende des dreistündigen Abends geht es auch um den "Star Wars"-Meister Yoda - und auch um Demenz. Kein lustiges Thema, gewiss. Wenn Schramm aber von Demenzkranken im Altenheim erzählt, die eine Einladung zum Memory-Turnier erhalten, dann ist das nur noch bitter. Und brüllend komisch. Durch das St.-Pauli-Theater wehte denn auch fortan ein "Hauch von Sportpalastatmosphäre", wie Schramm süffisant anmerkte. Im Publikum gab es da schon längst kein Halten mehr.

Dass alle fünf Abende mit Schramm ausverkauft sind, darf niemanden überraschen. Er ist der einsame Gipfel des deutschsprachigen Kabaretts.