Die Filme von Clint Eastwood zeigen ewige menschliche Dramen. In “Hereafter“ ist das auch so

Hamburg. Natürlich muss man sich den neuen Film von Clint Eastwood, "Hereafter", anschauen. Obwohl er von Tod und Sterben erzählt, von einem möglichen Leben danach. Das sieht nicht unbedingt wie der Schlüssel zu einem lustigen Abend aus. Doch Eastwood ist immer ein Garant für eine sauber erzählte, fesselnde Geschichte, die nah am Menschen bleibt.

"Old school"-Kino also, ohne Monsterwellen, Freaks aus dem Weltraum oder sonst wie digital oder fantastisch aufgeblähte Figuren, die in etwa so realistisch sind wie ein Popstar ohne Groupies. Wer sich einen Film von Clint Eastwood ansieht, der bekommt einen Blick auf Menschen, der weder zynisch ist noch altersmilde, der aber schlicht und genau zeigt, was uns antreibt, verletzt, verzweifelt macht oder ehrlich.

Es ist der Blick auf eine Gefühlswelt, die nie duselig ist, nie säuselt oder etwas behauptet. Stattdessen wirkt er aufrichtig, schlicht und voller Verständnis. Im besten Falle auch wie Menschenliebe. Obwohl kaum einer seiner Helden liebenswert wirkt.

Clint Eastwood hat in den letzten Jahrzehnten die erstaunlichste Hollywoodkarriere hingelegt. 1976 inszenierte der Schauspieler seinen ersten erfolgreichen Film, "Der Texaner".

Als Regisseur von 30 Filmen ist er so vielfältig wie kein anderer. Er hat praktisch in jedem Genre ein filmisches Meisterwerk geschaffen, ob Liebesschnulze, mit ihm und Meryl Streep ("Die Brücken am Fluss"), Musikfilm über den Jazz und Charlie Parker ("Bird"), das Aufsteigerdrama aus dem Boxermilieu ("Million Dollar Baby"), den sozialkritischen Film über Schuld und Kindesmissbrauch ("Mystic River") oder die Geschichte vom verschlossenen, wütenden, aber bekehrbaren Einzelkämpfer ("Gran Torino") - ständig ändert sich seine Handschrift.

Und doch weiß er als erfahrener Schauspieler, dass das Gesicht die Zuschauer in den Film hineinzieht. Eastwoods Helden blickt man oft aus nächster Nähe ins Innere. Meist erkennt man dort Unruhe, Verstörung. Doch nie wird sie affektiert nach außen getragen. Als Zuschauer kann man sie vorsichtig ertasten. So geht seine Kamera vor, die Menschen umkreist, heraushebt, sichtbar macht. So lernen wir seine Helden kennen. Ihren Wunsch, einzigartig zu sein, unauffällig und gerecht.

In einer Zeit, in der kreischende Blondinen, dröhnende Männer und nervige Musik fast jeden Film ununterscheidbar dominieren, inszeniert Clint Eastwood seine Filme minimalistisch. Man braucht nicht das große Theater, um Gefühle zu zeigen, das weiß er. Hat er in seinem frühen Schauspielerleben doch allein mit dem Zusammenkneifen der Augen für Todesverachtung gesorgt. Unbestechlich blickt er auf das ewige menschliche Drama.